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Bulletin

Klosterleben heute

125

Bulletin

„Das ganze Leben als Liturgie“

124

Bulletin

Die Generalkapitel der Zisterzienser und Trappisten

123

Bulletin

Klösterliches Leben und synodaler Weg

122

Bulletin

Die Verwaltung des gemeinsamen Hauses

121

Bulletin

„Fratelli tutti“ Geschwisterlichkeit im Klosterleben

Die Verwaltung des gemeinsamen Hauses

AIM Bulletin - Heft 122 (2022)

Inhaltsverzeichnis

Editorial

Jean-Pierre Longeat OSB


Ökologie und klosterleben

Jean-Pierre Longeat OSB


Lectio divina

„Himmel und Erde verkünden die Herrlichkeit Gottes“ (Psalm 19)

Nirmala Narikunnel OSB


Perspektiven

Neues aus der Benediktinerkonföderation

Gregory Polan OSB


Ein neuer Abschnitt des Klosterlebens

Mauro Giuseppe Lepori OCist


Öffnung zur welt

Das Anthropozän verstehen

Bernard Lucet


Zeugnisse

Ökologische Klöster in Frankreich

Nathanaëlle Lefoulon OSB


Gottes Schöpfung preisen durch Baumanpflanzung

Missions-Benediktinerinnen


Wirtschaft und klosterleben

Einsatz der Klöster für alternatives und nachhaltiges Wirtschaften

Benoît-Joseph Pons


Der Cellerar nach der Klosterregel

Médard Kimengwa Kitobo OSB


Liturgie

Zisterziensischer Mönchtum im altäthiopischen Ritus

Negusse Woldai OCist


Zeugen für das Monastische leben

Viktor Josef Dammertz OSB (1929-2020)

Cyrill Schäfer OSB


Berichte

Die Stiftung „Benedictus‟

Jean-Pierre Longeat


Zur Situation der Benediktinerinnen-kongregationen

Franziska Lukas OSB


Zur Entwicklung des Benediktiner-ordens seit 1880

Franziska Lukas OSB

Zur Situation des „Intermonastischen Dialogs“

William Skudlarek OSB

Sommaire

Leitartikel

vorherigen. Sie bietet einen konkreten Einblick in die Verwaltung des gemeinsamen Hauses, wie sie in Laudato si’ und Fratelli tutti empfohlen wird.

Wir freuen uns, diesen Band mit einer Lectio Divina von Mutter Nirmala Narikunnel, Äbtissin von Shanti Nilayam in Indien, zu Psalm 8 zu eröffnen: „Die Himmel verkünden die Herrlichkeit Gottes“.

Anschließend folgen allgemeine Überlegungen zur augenblicklichen Epoche, die in derMitte des 20. Jahrhunderts begonnen hat und zunehmend als Zeitalter des „Anthropozäns“ bezeichnet wird. Dazu zählen ein Blick auf den Vorschlag einer alternativen Wirtschaft, wie sie von den Klöstern gelebt werden kann; eine Neubewertung der Rolle des Cellerars in Kooperation mit dem Abt, um im Kloster und in der Umgebung die Impulse für einen gesunden Fortschritt zu vermitteln und die Fragen berücksichtigt, mit denen die heutige Welt die Aussagen der Benediktusregel konfrontiert.

Weitere Beiträge oder Rubriken ergänzen diese Ausgabe. Dokumentiert werden die Reden von Abtprimas Gregory Polan bei der Sitzung des AIM-Rates im Oktober 2021, des Generalabtes der Zisterzienser und von Mutter Franziska Lukas, Äbtissin von Dinklage, über die Erfahrungen bei der Gründung einer europäischen Benediktinerkongregation im Anschluss an das römische Dokument Cor orans. Der Prior von Kloster Asmara in Eritrea stellt einige Aspekte der äthiopischen Liturgie vor, und anschließend folgen die Klosternachrichten.

Lassen Sie uns gemeinsam am Aufbau einer neuen Welt mitwirken.

Jean-Pierre Longeat OSB

Präsident der AIM

Artikel

Ökologie und Klosterleben

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Zeugnisse

Jean-Pierre Longeat OSB

Präsident der AIM


 

Ökologie und Klosterleben


 

Wörtlich übersetzt bedeutet Ökologie, entsprechend dem griechischen Ursprung dieses Wortes (oikos-logos), ein Nachdenken über das Leben innerhalb eines Hauses, in diesem Fall über den Raum und die Zeit, in denen Menschen leben.

Dieser Rede müssen Taten folgen. Wörtlich übersetzt werden diese unter dem Begriff Ökonomie zusammengefasst, denn nach dem griechischen Ursprung des Wortes (oikos-nomos) ist die Wirtschaft die Gesamtheit der „Gesetze“, die man sich gibt, um in diesem Raum und in dieser Zeit zusammenzuleben. Es ist sehr schade, dass diese Vokabel heute nur noch auf ihren finanziellen Gebrauch reduziert wurde. Er betrifft jedoch alle Elemente des persönlichen, sozialen und sogar spirituellen Lebens. Es gibt eine wirtschaftliche Art des Zusammenlebens und, auf persönlicher Ebene, eine gesunde Ökologie. Die Mönche sollten ganz aus dieser Geisteshaltung leben.

Nach der Regel des heiligen Benedikt ist ihre wirtschaftliche Priorität das Hören auf Gott und ihre Mitmenschen, um ein aufbauendes Wort, das die Grundlagen berührt, frei austauschen zu können. Aus diesem Grund bevorzugen die Mönche das Schweigen, wo immer es möglich ist, damit die ausgetauschten Worte ihr wahres Gewicht behalten. Man könnte sagen, dass das wesentliche Hören, sowohl auf sich selbst als auch auf andere und auf die geheimnisvolle Stimme, die uns vorausgeht und die wir Gott nennen, die Grundlage jeder ökologischen Wirtschaft ist. Das Durcheinander des Sprechens ist sicherlich der Ursprung der allerersten Wirtschaftskrise des menschlichen Lebens. Das Wort ist ein empfangenes und zurückgegebenes Gut, das allen zur Verfügung steht. Es bedarf einer großen Entrümpelung, um in seinem ganzen Reichtum wahrgenommen werden zu können.

Daher ist alles im Kloster nach dieser menschlichen Ökologie organisiert, sowohl das persönliche Leben als auch das Leben in der Gemeinschaft.

Den ganzen Tag über machen sich die Mönche gegenseitig auf das höchste Gut des Wortes aufmerksam, das von oben kommt. Sie versammeln sich mehrmals am Tag zum Gebet. Sie begeben sich wieder in die Gegenwart der aktiven Quelle, mit der sie sich in erster Linie verbinden wollen, und sie antworten ihr im Gesang, sowohl um das Lob des Geschenks der Schöpfung und des Lebens zum Ausdruck zu bringen als auch um den Notschrei einer auf dem Weg durch diese Welt oft geprüften Menschheit auszustoßen.

Sie richten ihre Räume so ein, dass jedes Detail seinen Wert hat. Die Regel des heiligen Benedikt fordert den Ökonomen des Klosters auf, dafür zu sorgen, dass alle Dinge im Kloster mit der gleichen Sorgfalt behandelt werden wie die heiligen Gefäße auf dem Altar.

Grünflächen, Gemüsegärten, Obstgärten, Wälder oder landwirtschaftliche Flächen: Alles wird im Kloster zu Räumen der Kontemplation. Viele Klöster sind heute darauf bedacht, den Raum mit den Grundregeln zu bewahren, auf die die ökologische Bewegung unsere Aufmerksamkeit lenkt.

Das Verhältnis zur geteilten Zeit wird ebenfalls in einer gesunden Ökonomie gelebt, auch wenn heute die Institution Kloster, zumindest im Westen, von denselben Produktivitätszwängen wie die umgebende Gesellschaft unter Druck gesetzt wird. Dennoch bleibt das Gleichgewicht, das zwischen Gebet, Arbeit und freiem brüderlichen Leben gelebt werden möchte, eine wichtige Regel, die um jeden Preis für eine gute soziale Wirtschaft bewahrt werden muss. Um dies zu erreichen, stützen sich die Klöster auf das Potenzial des außergewöhnlichen Solidaritätsnetzes, das die zahlreichen Gemeinschaften auf den fünf Kontinenten bilden. Man könnte vom Klosterleben sagen, dass es das ökologische Ideal einer geschwisterlichen Globalisierung entwickelt.

Essen ist für die Mönche auch ein wichtiger ökonomischer und ökologischer Ort. Essen bedeutet für sie immer die Anerkennung eines empfangenen und geteilten Geschenks. Nüchternes Essen ohne Überfluss und Verschwendung ist eine Regel, auf der Benedikt besteht. Die Speisen sollen ausreichend, gesund und ausgewogen sein, um ein glückliches Wachstum und eine gute Entfaltung der übrigen Aktivitäten zu ermöglichen. Wenn es ein Symbol für ein gutes Lebensgleichgewicht gibt, dann ist es das des Konsums, insbesondere des Essens. Die Klostergemeinschaften machen sich über dieses Thema viele Gedanken, auch wenn sie gezwungen sind, auf externe Dienstleistungen zurückzugreifen.

Die Annehmlichkeiten des gewöhnlichen Lebens beschränken sich auf das, was notwendig ist. Jedem wird das gegeben, was er tatsächlich braucht. Alles wird für eine solidarische Wirtschaft zusammengelegt. Dadurch, dass die Ressourcen einer Gemeinschaft zusammengelegt werden, können die Ausgaben gesenkt und mehr in entwickelte Projekte investiert werden, die ein Einzelner oder eine Familie allein nicht in Betracht ziehen könnten.

Indem sie Gäste für Schweigeaufenthalte oder Einkehrtage aufnehmen, präsentieren sich die Klosterzentren im Herzen unserer Gesellschaften als Oasen, in denen man versuchen kann, besser zu atmen, besser zu teilen, weniger illusorisch zu besitzen, um mehr man selbst in Beziehung zu anderen zu sein.

Es ist bemerkenswert, dass in der Regel des heiligen Benedikt das ökologischste Kapitel gerade dasjenige über den Cellerar des Klosters ist:

„Als Cellerar des Klosters werde aus der Gemeinschaft ein Bruder ausgewählt, der weise ist, reifen Charakters und nüchtern. Er sei nicht maßlos im Essen, nicht überheblich, nicht stürmisch, nicht verletzend, nicht umständlich und nicht verschwenderisch. Vielmehr sei er gottesfürchtig und der ganzen Gemeinschaft wie ein Vater. Er trage Sorge für alles. Ohne Weisung des Abtes tue er nichts; an seine Aufträge halte er sich. Er mache die Brüder nicht traurig. Falls ein Bruder unvernünftig etwas fordert, kränke er ihn nicht durch Verachtung, sondern schlage ihm die unangemessene Bitte vernünftig und mit Demut ab. Er wache über seine Seele (…) Um Kranke, Kinder, Gäste und Arme soll er sich mit großer Sorgfalt kümmern (…). Alle Geräte und den ganzen Besitz des Klosters betrachte er als heiliges Altargerät. Nichts darf er vernachlässigen. Er sei weder der Habgier noch der Verschwendung ergeben. Er vergeude nicht das Vermögen des Klosters, sondern tue alles mit Maß und nach Weisung des Abtes“ (RB 31).

Natürlich hängt das Leben des Klosters nicht vom Cellerar ab, aber sein Beispiel, wie auch das aller anderen im Kloster, kann die Gemeinschaft ermutigen, richtige Entscheidungen für ein ständig aktualisiertes ökologisches Zeugnis zu treffen.

„Himmel und Erde verkünden die Herrlichkeit Gottes“

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Lectio divina

Nirmala Narikunnel OSB

Äbtissin von Shanti Nilayam (Indien)

 

„Himmel und Erde

verkünden die Herrlichkeit Gottes“

(Psalm 19)

 


Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes

und das Firmament kündet das Werk seiner Hände.

Ein Tag sagt es dem andern,

eine Nacht tut es der andern kund,

 

ohne Rede und ohne Worte,

ungehört bleibt ihre Stimme.

Doch ihre Botschaft geht in die ganze Welt hinaus,

ihre Kunde bis zu den Enden der Erde.

 

Dort hat er der Sonne ein Zelt gebaut.

Sie tritt aus ihrem Gemach hervor wie ein Bräutigam;

sie frohlockt wie ein Held, ihre Bahn zu laufen.

 

Am einen Ende des Himmels geht sie auf

und läuft bis ans andere Ende;

nichts kann sich vor ihrer Glut verbergen.

 

(Psalm 19,1-7)

 

Dieser Psalmist war vielleicht ein Hirte, , der seine Herde hütete und Gottes Schöpfung bewunderte. Auch wenn er keine wissenschaftlichen Kenntnisse hatte und nichts von der zukünftigen Technologie wusste, konnte er über die Schöpfung staunen und diesen schönen Psalm singen.

Durch sein mächtiges Wort hat Gott das gesamte Universum erschaffen und geordnet, und seine Pläne sind unumkehrbar. Die Herrlichkeit, die Pracht und der Glanz Gottes zeigen sich in diesem Psalm. Gott ist der Schöpfer des Himmels und der Sonne, die die Welt erleuchtet. Die Himmelskörper und die regelmäßige Abfolge von Tag und Nacht manifestieren Gottes Herrlichkeit und sie übermitteln still und leise ihre Botschaft und rufen uns auf, Gott zu loben. Gott hat das Universum wunderbar eingerichtet und alles, was es enthält, dient unserem Wohl. Der Himmel und die Erde offenbaren seine Herrlichkeit. Die Vollkommenheiten Gottes werden in beredter Stille von der geschaffenen Welt verkündet. Der Psalmist meditiert über die vollkommene Stille der Natur. Wir können die Wunder der Natur nur in der Stille genießen. Wie der Prophet Elija finden wir den Schöpfer in einer leichten Brise. Ohne Worte oder Stimmen erzählt die Schöpfung von der Herrlichkeit Gottes. Sie folgt vollkommen dem Gesetz der Natur. Die Sonne wird nicht aufhören auf- oder unterzugehen, weil Gott, der Schöpfer, die Schöpfung in Ordnung gebracht hat, und sie folgt perfekt der Ordnung, die sich, wenn er es nicht will, nicht ändern wird.

Benedikt widmet der Stille ein ganzes Kapitel seiner Regel. Nur in der Stille können wir Gott wie auch unsere Mitmenschen finden. Je tiefer der Geist des Menschen in die ihn umgebende Welt eindringt, desto mehr erstaunt uns dieses Zeugnis durch seine Größe und Herrlichkeit. Wunderbarer Gott einer wunderbaren Welt, die eine große Ehre und Herrlichkeit verdient. Die Herrlichkeit Gottes bedeutet seine Selbstoffenbarung und Kommunikation, die von den Menschen die Antwort des Lobes fordert. In vielen anderen Psalmen wird der Psalmist die gesamte Schöpfung auffordern, die Größe des Schöpfers zu preisen, z. B. in Psalm 148.

Die Nacht ist die Abwesenheit des Sonnenlichts. Die Nacht und der Tag singen von der Herrlichkeit Gottes. Der Tag verkündet den Glanz Gottes und die Nacht seine Verborgenheit und sein Geheimnis. Weder der Tag noch die Nacht können wie der Mensch sprechen, aber trotzdem übermitteln sie ihre Botschaft als „Sakramente“ der Macht und Majestät Gottes. Ihre Beredsamkeit ist lautlos. Das Lob, das Gott bei Tag und Nacht dargebracht wird, bedeckt die ganze Erde; es wird universell gehört.

Die Sonne ist der wichtigste und offensichtlichste Zeuge von Gottes Glanz. Sie wird poetisch so dargestellt, dass sie sich in einem Zelt am östlichen Himmel versteckt, bevor sie in der Morgendämmerung erscheint, und wird wegen der Stärke ihrer Hitze mit einem in prächtige Gewänder gekleideten Bräutigam und wegen ihres Lichts mit einem militärischen Helden verglichen.

Der Psalmist war tief beeindruckt vom Himmel, der ununterbrochenen Abfolge von Tagen und Nächten und dem Auf- und Untergang der Sonne. Er verfasste ein Gedicht und sang es in der Gegenwart der Gläubigen. Die Welt der Schöpfung ist ein Spiegel, der Gott widerspiegelt, und alle, die wie der Psalmist glauben, können die Spiegelungen Gottes in der natürlichen Welt sehen. Die äußerste Größe und Macht Gottes leuchtet im himmlischen Heiligtum, in der Weite des Himmels und auf der ganzen Erde.

„Die Sonne verkündet durch ihr Erscheinen beim Aufgang, / ein wunderbares Geschöpf, ein Werk des Höchsten! Zur Mittagszeit trocknet sie den Boden aus, / wer wird bestehen vor ihrer Glut? Wer in einen Ofen bläst bei Arbeiten mit Glut – / dreimal so stark versengt die Sonne Berge; sie atmet Feuerdämpfe aus / und blendet mit gleißenden Strahlen die Augen. Groß ist der Herr, der sie gemacht hat, / mit seinen Worten beschleunigt er ihren Lauf.“ ( Jesus Sirach 43)

„Gelobt seist du, mein Herr, mit all deinen Geschöpfen. Vor allem Schwester Sonne, die der Tag ist und durch die du uns das Licht schenkst, und sie ist schön und strahlt eine große Pracht aus, und sie gleicht dir, Höchster.“ (Franziskus von Assisi)

Gott hat den Himmel und die Erde erschaffen, und die Krone der Schöpfung ist der Mensch. Der Mensch ist nur wenig geringer als Gott (Ps 8). Der Psalmist, ein gewöhnlicher Mensch mit einer blühenden Fantasie und einem tiefen Gefühl der Ehrfurcht, verkündet die Majestät und die Macht des Schöpfers. Doch der Mensch hat die Schönheit der Schöpfung durch die Sünde verunstaltet. Christus ist wie das Licht der Sonne gekommen, um die Finsternis dieser Welt zu vertreiben. Der Schöpfer des riesigen und wunderbaren Universums ist so groß und mächtig, und doch kümmert er sich um die Menschen.

Wenn der Mensch die Schöpfung missbraucht oder schlecht behandelt, reagiert die Natur. Vor kurzem wurde unser Kloster und die Umgebung überschwemmt; der Grund dafür war, dass einige Leute Müll in den Abfluss geworfen hatten. Dieser wurde durch die anhaltenden Regenfälle blockiert, wodurch unser Bauernhof und die meisten unserer Feldfrüchte beschädigt und das Trinkwasser verseucht wurde. Wir haben große Verluste erlitten. Wir konnten nichts tun, bis sich das Wasser langsam zurückzog, und das dauerte über eine Woche. Wenn die Natur reagiert, können wir nichts anderes tun, als auf den transzendenten Gott zu vertrauen, der in der Schöpfung gegenwärtig ist.

Wenn wir diesen Psalm beten, können wir über die Schöpfung staunen: Mit welcher Weisheit und Liebe hat Gott alles geplant und organisiert? Wir danken Gott, dem allweisen und allmächtigen Herrscher über das Universum, dass er alles so gut und schön geschaffen hat. Alles Lob und alle Ehre gebührt Gott für seine unendliche Weisheit, seine Macht, seine Schönheit, seine Kreativität und seine Liebe. Wir preisen Gott im Namen der gesamten Schöpfung. Den Schöpfer und Erhalter des gesamten Universums zu loben und zu preisen ist das höchste Ziel aller Geschöpfe und Menschen.

Herr Gott, wir preisen dich im Namen der gesamten Schöpfung. Die Schönheit und Güte von allem, was du geschaffen hast, sowie die vollkommene Ordnung in der Natur offenbaren deine Weisheit und deine Liebe. Alles, was du geschaffen hast, ist ein Wunder. Nimm das Lob und die Anbetung an, die wir dir darbringen, und lass alle Menschen die Güte und Weisheit erkennen, die in der Schöpfung wirksam sind, und dich von ganzem Herzen preisen.

Neues aus der Benediktinerkonföderation

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Perspektiven

Gregory Polan OSB

Abtprimas (Sant'Anselmo)

 

Neues aus der

Benediktinerkonföderation

 



Anlässlich der Ratstagung der AIM in Dinklage (Deutschland) im Oktober 2021 übermittelte Abtprimas Gregory folgende Impulse.



Ich möchte sechs Punkte, die sich aus meiner derzeitigen Arbeit für die Benediktinerkonföderation ergeben haben, sowie einige Neuigkeiten mit Ihnen teilen.

Zunächst möchte ich einige Gedanken zur Pandemie anbieten. Es war eine schwierige Zeit für alle unsere klösterlichen Gemeinschaften. Für einige war es Krankheit und möglicher Tod, für andere die Etablierung eines neuen Lebensrhythmus während dieser schwierigen und unsicheren Zeit. In S. Anselmo hatten wir im letzten Jahr 123 Bewohner und in diesem Jahr 2021 nur noch 93. Alle sicher und gesund zu erhalten, war und ist eine echte Herausforderung. Nach dem, was ich in der Konföderation gehört habe, bot diese Zeit den Gemeinschaften eine Gelegenheit, die Erfahrung der lectio divina zu vertiefen, sowohl privat als auch gemeinsam. Darüber hinaus berichteten mehrere Gemeinschaften über ihre Erfahrungen mit dem Teilen des Glaubens, begleitet von einer Vertiefung der geschwisterlichen Beziehungen. Es war auch inspirierend zu hören, wie verschiedene Gemeinschaften sich öffneten und versuchten, anderen beizustehen. Die Live-Übertragung der Liturgien war ein nützliches Mittel, um mit Oblaten und Freunden in Kontakt zu bleiben. Mehrere Gemeinschaften sprachen über die Auswirkungen, die das Schweigen während der Zeit der Pandemie hatte. Es gab eine Vertiefung des Sinns des Gebets in den Gemeinschaften, und es war auch eine Zeit der tiefen Reflexion für die Mönche, Nonnen und Schwestern, die dies in den Briefen, die ich erhalten habe, bezeugen.

Zweitens entstanden in diesem Jahr mehrere klösterliche Ausbildungsprogramme in verschiedenen Sprachen, die oft aus unserem klösterlichen Institut hier in S. Anselmo kamen. Wir alle wissen, dass die Ausbildung neuer Mitglieder in den Klostergemeinschaften eine der Hauptbemühungen ist, in die wir uns stark einbringen. Es ist wunderbar zu wissen, dass wir in dieser Zeit, in der wir nur eingeschränkt reisen konnten, viel Zeit in die Entwicklung dieser Ausbildungsprogramme investiert haben. Das ist etwas, das wir hoffentlich auch in Zukunft fortsetzen können.

Drittens: Da die mit der Pandemie verbundenen Einschränkungen etwas gelockert wurden, sind Reisen wieder möglich geworden, was mir erlaubte, an verschiedenen Initiativen teilzunehmen: Predigen bei Exerzitien, Teilnahme an Treffen unserer Stiftungen, Teilnahme an Jubiläen und klösterlichen Feiern, und auch Treffen mit Gemeinschaften, die geführt und ermutigt werden möchten.

Viertens: Eines der Projekte in S. Anselmo, das unsere Zeit und Energie in Anspruch nahm, war die Renovierung einer Etage des Gästetraktes sowie des Pfortenbereichs. Nach einigen Beratungen entschieden wir uns dafür, nur eine Etage des Gästehauses zu renovieren und der anderen Etage lediglich einen neuen Anstrich zu geben. Der Hintergrund dieser Renovierungsbemühungen ist, dass wir eine Vielzahl von Studentengruppen haben, die diese Einrichtungen sinnvoll nutzen können. Beispielsweise gibt es ein „Auslandsstudienprogramm“ in Zusammenarbeit mit dem College der St. Vincent Abbey in Latrobe, USA, das Ausbildungsprogramm für Novizenmeister (MFP: Monastic Formators’ Program) und Pilgergruppen aus unseren Klöstern. Sie sind auch mit einer einfachen Unterkunft zufrieden und freuen sich über die Möglichkeit, kostengünstig unterzukommen. Die renovierten Zimmer des Gästebereichs sind sicherlich willkommen für die Qualität unserer Gastfreundschaft, die ein wichtiges Charisma unseres benediktinischen Lebens ist.

Fünftens fand eine wichtige Diskussion mit sieben Generaloberen statt, die von Papst Franziskus empfangen wurden. Die Frage betraf ein „päpstliches Privileg“, das es einem nicht-klerikalen Mitglied erlauben würde, zum Oberen einer Gemeinschaft ernannt oder gewählt zu werden. Der Heilige Vater war sehr aufmerksam und reagierte auf unsere Anfrage. Er sagte, dass er sie unterstützen würde, aber dass diese Entscheidung letztendlich der Kongregation für das geweihte Leben überlassen werden sollte!

Sechstens möchte ich diese Gelegenheit nutzen, um meine persönlichen Gefühle und meine Überzeugung zum Ausdruck zu bringen: Obwohl die Zahl an Klosterkandidaten rückläufig ist, gibt es nach meiner Auffassung starke Gründe für Hoffnung. Hoffnung ist eine wichtige Tugend, denn sie ruft uns dazu auf, an etwas zu glauben, mit der Überzeugung, dass es eine bessere Zukunft geben wird, auch wenn es schwierig ist, über den unmittelbaren Horizont hinauszusehen. Wenn wir die Geschichte des monastischen Lebens betrachten, sehen wir, dass es Zeiten gibt, in denen verschiedene Bewegungen oder Kriege die Zahl der Menschen, die in monastische Gemeinschaften eintreten, beeinflusst haben. Es gibt Zeiten des Zuwachses und Zeiten des Rückgangs. Unsere 1500-jährige Geschichte zeigt uns, dass selbst den schlimmsten Zeiten ein Wiederaufleben folgte, das uns Grund zur Hoffnung auf die Zukunft gibt. Wir sollten auch würdigen, dass in dieser Zeit der Pandemie weltweit die klösterlichen Gemeinschaften in ihren Bemühungen, in Frieden und Harmonie zu arbeiten und anderen zu dienen, wirklich vereint sind. Dies sind wichtige Elemente, die unser Klosterleben auszeichnen und uns Grund zu der Annahme geben, dass die benediktinische Tradition in der Zukunft noch viele Jahre weitergeführt wird.

Ein neuer Abschnitt des Klosterlebens

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Perspektiven

Mauro Giuseppe Lepori OCist

Generalabt der Zisterzienser

 

Ein neuer Abschnitt des

Klosterlebens

 


Die Statistiken für den Zisterzienserorden gehen weiter zurück, auch wenn in Vietnam und Afrika und in einigen besonderen Klöstern in Europa die Zahlen immer noch erfreulich zu sein scheinen 

Als Beispiel für die vergangene Zeit: Ich habe zusammen mit der Äbtissin und Präsidentin der Kongregation von Kastilien acht Nonnengemeinschaften in Spanien besucht. Innerhalb von zwei Wochen wurde eine neue indische Äbtissin gewählt; wir beschlossen, zwei Klöster zu schließen und die Schwestern in ein größeres Kloster in Madrid zu verlegen; wir beschlossen, zwei weitere Klöster dort anzugliedern, und ernannten eine Priorin zur Administratorin in einem anderen Kloster.

So durchdekliniert könnte es wie eine etwas tragische Liste erscheinen, abgesehen von der indischen Äbtissin. Dennoch hat uns die Art und Weise, wie all dies geschehen ist, mit Dankbarkeit und letztendlich mit Hoffnung erfüllt. Nicht Hoffnungen im Plural, sondern Hoffnung im Singular. Gemeinschaften zu sehen, die ihren Tod mit Gelassenheit annehmen, weil sie wissen, dass sie begleitet und geliebt werden, erfüllt uns mit Hoffnung, und sei es nur wegen der reichen Frucht, die die auf guten Boden gefallenen Samen tragen können. Wo? Wann wird es geschehen? Das weiß nur Gott.

Vor einem Monat haben wir ein informelles Treffen der Ordenssynode abgehalten, um die Vorbereitungen für das auf Oktober 2022 verschobene Generalkapitel wieder in Gang zu bringen. Abgesehen von zwei Äbten aus Vietnam und einem aus Kanada konnten etwa 20 Mitglieder an diesem Treffen teilnehmen: es war ein gutes Treffen, das wir dringend benötigten. Wir überarbeiteten die Hauptthemen, die wir auf dem nächsten Generalkapitel behandeln wollen: Machtmissbrauch und regelmäßige Besuche; Ausbildung; Strukturen der Ordensleitung; Neugründungen und Reduzierung der Anzahl der Klöster.

Im Folgenden einige Gedanken aus meiner Einleitung zu diesem Treffen, der ich den Titel gegeben hatte: „Ein monastisches Gleichgewicht wiederfinden, um auf einem Weg der synodalen Gemeinschaft neu zu beginnen“. So habe ich gesagt, dass es nicht ausreicht, darüber nachzudenken, wie man trotz der Coronavirus-Krise ein Generalkapitel abhalten kann. Ich glaube, dass diese Krise uns vor allem daran erinnert, dass wir über das Generalkapitel und den Orden mit einem größeren Verantwortungsbewusstsein nachdenken müssen, oder besser gesagt, auf eine „dramatischere“ und reifere Weise: dass unsere Vereinigung im Orden und unsere Begegnungen in jeder Kongregation, in jeder Gemeinschaft wie in der ganzen Menschheit gelebt werden, in Verantwortung gegenüber unserer Zeit.

Die COVID-Krise hat uns gestoppt. Viele Einzelpersonen und Gemeinschaften begannen mit der Arbeit an sich selbst, die dadurch begünstigt wurde, dass praktisch alle anderen Aktivitäten eingestellt wurden. Wir konnten uns auf das Wesentliche unserer Berufung konzentrieren: das Gebet, das Hören auf das Gotteswort und das geschwisterliche Leben in Gemeinschaft. Paradoxerweise war diese Konzentration auf das Wesentliche für Gemeinschaften mit vielen externen Aktivitäten leichter, weil der Einschluss für sie zumindest für einige Monate eine radikale Veränderung in klarem Kontrast zum bisherigen Leben bedeutete. Sie wurde daher als ein „Zeichen des Widerspruchs“ erlebt, das die Menschen und das Gemeinschaftsleben tief prägte. In Gemeinschaften mit einem stärker kontemplativen Stil war der Kontrast nicht so offensichtlich und vielleicht auch aus diesem Grund weniger herausfordernd. Es ist jedoch schwierig, ein Urteil zu fällen, da jede Gemeinschaft diese besondere Zeit auf ihre eigene Weise erfahren hat.

Als das Leben und die Aktivitäten wieder aufgenommen wurden, wenn auch mit den immer notwendigen Einschränkungen, ging und geht es für alle darum, zu verstehen, wie man neu starten kann, wie man den Weg wieder aufnehmen kann. Und das ist nicht leicht, denn wir spüren eine gewisse Müdigkeit, es fällt uns schwer, die Aktivitäten wieder aufzunehmen, unsere Häuser und Gasthäuser zu öffnen. Ich habe mich gefragt: Woher kommt diese Mühe? Warum fühlen wir uns müder und sogar älter? Vielleicht einfach deshalb, weil die Prüfung durch die Pandemie uns gezwungen hat, unseren wirklichen Schwächen ins Auge zu sehen. Zuvor haben viele selbst ältere und wenige Gemeinden große Aktivitäten und Verpflichtungen übernommen, nicht nur im Bereich der Arbeit, sondern auch im Bereich der liturgischen Feiern. Wir glaubten, die Kraft dazu zu haben, einfach weil diese Tätigkeiten seit der Zeit, als wir jung und zahlreich waren, immer übernommen worden waren.

Wir bewegten uns wie Lokomotiven, die alles hinter sich herzogen, und merkten nicht, dass wir nie anhielten, um neu zu berechnen, was unsere Kräfte wirklich zuließen, um zu überdenken, ob der Zeitplan und die Art und Weise, wie wir das Offizium feierten und unsere Aktivitäten verwalteten, noch erträglich waren für das, was wir in Wirklichkeit waren. Und vor allem haben wir nie innegehalten, um zu überlegen, ob es in all unseren Aktivitäten noch ein harmonisches Gleichgewicht gibt, das es uns ermöglicht, mit Freude in dem zu leben, was jedes Kloster sein sollte: eine „Schule, in der man dem Herrn dient“ (RB Prol. 45).

In vielen Klöstern haben wir einige Dinge reduziert oder weggelassen, aber wir haben nicht darauf geachtet, das Gleichgewicht zwischen dem, was wir beibehalten, und dem, was wir loslassen, zu wahren. Deshalb haben einige Teile unseres Lebens die Oberhand gewonnen, während andere von der Bildfläche verschwunden sind. In einigen Gemeinschaften hat das Gebet zugunsten der Arbeit gelitten. Oder das brüderliche Leben, z. B. durch den Verzicht auf Erholungs- oder Gesprächszeiten. In anderen, die es sich leisten konnten, wurde die Arbeit zunehmend an externe, angestellte Personen delegiert. In den meisten Gemeinden wurde das bisschen Lectio Divina, das zumindest theoretisch noch gepflegt wurde, so gut wie abgeschafft. Von der ständigen Weiterbildung ganz zu schweigen. Ich könnte tausend Beispiele anführen, die für jede Gemeinschaft anders sind. Aber was vielleicht für alle gilt, ist, dass wir uns schon viel zu lange daran gewöhnt haben, eine monastische Berufung zu leben, die wenig harmonisch, wenig ausgeglichen und wenig geeignet ist, unserem Leben ein solches menschliches Gleichgewicht zu verleihen. Wir haben vergessen, das außergewöhnliche menschliche, physische, psychische und spirituelle Gleichgewicht zu kultivieren, das uns die Regel des Heiligen Benedikt bieten würde, wenn wir sie befolgen würden, nicht formell, sondern so, wie unsere Väter und Mütter sie befolgt haben: als eine Schule, in der „derjenige, der das Leben sucht und glückliche Tage zu sehen wünscht“ (vgl. Prol. 15; Ps 33,13), sie finden kann, auf einem Weg der kindlichen Geschwisterlichkeit und des Gebets, der ihn Christus über alles stellen und allem vorziehen lässt. In dieser Schule, in der nur derjenige Fortschritte macht, der nie aufhört, Jünger Christi zu sein, indem er aufmerksam mit dem „Ohr des Herzens“ (Prol. 1) zuhört, muss jedes Element des Lebens zum Gleichgewicht der Person und der Gemeinschaft beitragen: das Gebet, die Geschwisterlichkeit, die Arbeit, die Ruhe, der Gehorsam, das Zuhören, das Schweigen, das Reden, die Armut usw. Die Menschen müssen sich auf das Wesentliche konzentrieren. Wir dürfen nichts aufgeben, wenn wir wollen, dass unser Leben eine Symphonie bleibt. Wenn Gebrechlichkeit, geringe Zahl der Gemeinschaft, Krankheit usw. Anpassungen von uns verlangen, tun wir dies oft auf unausgewogene Weise, indem wir ganze Teile unseres Lebens und unserer Berufung abschneiden, anstatt nach einem neuen Gleichgewicht zwischen allen Teilen zu suchen. Hier liegt das Problem vieler Gemeinschaften! Es ist erstaunlich, dass wir dieses Ungleichgewicht oft auch in den zahlreichen und jungen Gemeinschaften finden.

Mir ist klar, dass wir seit Jahren sowohl in den starken als auch in den schwachen Gemeinschaften diese Aufmerksamkeit für die Aufrechterhaltung des benediktinischen Gleichgewichts, die berühmte benediktinische „discretio“, vernachlässigen. Und obwohl wir sie oft in Erinnerung rufen, besonders während der regelmäßigen Visitationen, ist man nicht immer bereit, dieses Problem zu korrigieren. Jede Gemeinschaft und oft auch der Obere oder ein bestimmtes Mitglied – besonders wenn er für die Wirtschaft oder einen anderen Bereich verantwortlich ist – meint, widerstehen und die „seit jeher“ etablierten Rhythmen und Akzente beibehalten zu müssen, oder bestimmte Bereiche absolut beibehalten zu müssen, während andere Bereiche, die als weniger wesentlich angesehen werden, aufgegeben werden.

Im Grunde besteht der Fehler darin, zu glauben, dass das, was unser Klosterleben rettet, ein bestimmter Bereich, ein bestimmtes Werk, eine bestimmte Geste ist, und nicht das Gleichgewicht zwischen allen. Wir waren uns oft nicht bewusst, dass das, was eine Gemeinschaft für die Menschen attraktiv und bedeutsam macht, nicht nur die Liturgie ist, oder nur unser Werk, oder nur unsere Arbeitsweise, oder nur unser brüderliches Leben, oder nur unser Schweigen, oder nur unsere Gastfreundschaft usw., sondern eben das harmonische Gleichgewicht, mit dem die Vorliebe Christi es uns ermöglicht, alles mit Ordnung und Maß, mit Schönheit und Frieden, in Schlichtheit zu leben und jedes Ding an seinen Platz zu stellen.

Die Zeit der Isolierung und die Einschränkungen der letzten Jahre haben uns ein wenig mit dem Rücken zur Wand stehen lassen. Die globale Krise der COVID-19 stellt uns Mönchen und Nonnen einige drängende Fragen: Was haben wir aus unserer Berufung gemacht? Was haben wir aus der Regel Benedikts, aus der Carta caritatis der frühen Zisterzienser und der ganzheitlichen Spiritualität unserer Väter und Mütter im monastischen Leben gemacht? Warum haben wir eine globale Krise gebraucht, um uns an das zu erinnern, was Benedikt seit fünfzehn Jahrhunderten sagt, um uns erneut bewusst zu machen, dass er uns an ein Gleichgewicht des christlichen Lebens erinnert, das wirklich ein „Evangelium der neuen Menschlichkeit“ für alle unsere Brüder und Schwestern in dieser Welt sein kann?

Es ist wichtig, dass wir uns diese Provokation nicht entgehen lassen – sie ist übrigens im Lehramt von Papst Franziskus sehr präsent, z.B. in Evangelii gaudium, Laudato Si' und Fratelli tutti, um schon jetzt mit einer gelungen Lebenserneuerung in unseren Klöstern zu beginnen, indem wir uns gegenseitig in diesem Bemühen helfen und keine Angst davor haben, zugunsten eines neuen Gleichgewichts in unserem Leben eine größere Armut, mehr Einfachheit und damit eine größere Demut zu akzeptieren.

Auf derselben Synode habe ich im Lichte des eben Gesagten das Thema einer wahrhaftigeren Solidarität zwischen Klöstern verschiedener Kulturen weiter vertieft, nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht, sondern vor allem in der Ausbildung. Wir haben auch das Thema der Synodalität angesprochen, eines echten gegenseitigen Zuhörens in den Gemeinschaften, zwischen Oberen, Gemeinschaften und Kongregationen. Die Teilnahme am synodalen Weg der ganzen Kirche, zu dem uns der Papst aufruft, wird uns helfen, unser Charisma zu vertiefen, indem wir unsere Erfahrung der ganzen Kirche anbieten.

Das Anthropozän verstehen

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Öffnunf zur welt

Bernard Lucet*

Unternehmensberater


Das Anthropozän** verstehen

 

Wenn der Mensch den letzten Baum gefällt hat,

den letzten Tropfen Wasser verunreinigt,

das letzte Tier getötet und den letzten Fisch gefangen haben,

dann wird ihm klar

dass Geld nicht genießbar ist.

 

(Indianisches Sprichwort)


 

Die Bewohnbarkeit unseres einzigen Lebensraums ist bedroht, und das ist eine so lebenswichtige Angelegenheit, dass sie alle Menschen im Innersten bewegen sollte. Die Entschlüsselung und Vertiefung der tatsächlichen Situation mithilfe wissenschaftlicher Erkenntnisse ist dabei der Weg, um diese lebenswichtige Herausforderung zu verinnerlichen. Hier müssen Meinungen dem soliden Wissen weichen, und Verleugnung, Schönrederei und Nebenthemen aufgegeben werden.

 

Treibhauseffekt

Der Treibhauseffekt ist notwendig, dank ihm beträgt die Durchschnittstemperatur auf der Erde +15° C, ohne ihn wären es -18° C, also kein Leben möglich. Die Sonnenstrahlung trifft ein, ein Teil davon wird von Wolken, Gletschern und Schnee reflektiert; die Sonnenenergie wird in Wärme umgewandelt, die wiederum in Form von Infrarotstrahlung ins Weltall strahlt; bestimmte Gase in der Atmosphäre blockieren die Infrarotstrahlung, die daher in der unteren Atmosphäre verbleibt. Je mehr dieser Treibhausgase (THG) vorhanden sind, desto mehr Energie sammelt sich an und desto höher ist die Temperatur. Die zusätzliche Energie, die durch unsere Emissionen entsteht, sammelt sich fast vollständig in den Ozeanen, ein wenig im Boden und nur 1% in der Atmosphäre.

Die Biosphäre erwärmt sich (derzeit +2,7% pro Jahr); eine solche Beschleunigung ist zehnmal stärker als die schnellsten Anstiege in der Vergangenheit des Planeten seit über einer Million Jahren, und sie trifft die biologischen und geophysikalischen Ökosysteme. In den letzten 800.000 Jahren hatte sich der CO2-Gehalt nämlich kaum verändert. Leider beeinträchtigt der Druck auf die marinen und terrestrischen Ökosysteme die Kapazität der Kohlenstoffsenken, was zur Zerstörung von Ressourcen führt, die uns helfen könnten, die Erwärmung zu verlangsamen. Die Senkung der Emissionen bedeutet hauptsächlich die Senkung des Verbrauchs fossiler Energieträger, was in der Praxis überhaupt nicht auf der Tagesordnung steht! Was also tun? Viele Menschen glauben, dass es möglich wäre, ohne fossile Energieträger und Atomkraft auszukommen, wenn wir unseren Verbrauch reduzieren und unsere Geräte und Maschinen energieeffizienter machen würden.

Vielleicht könnte dies im Westen erreicht werden, indem wir unseren Verbrauch und unsere Nutzung drastisch reduzieren, d. h. dem Wachstum den Rücken kehren. Aber viele Länder brauchen Wachstum, um ihren Bevölkerungen zu helfen, aus der Armut herauszukommen, sich zu bilden, sich zu versorgen und zu ernähren; warum sollten diese Bevölkerungen nicht in der Lage sein, ein komfortableres Leben zu führen, selbst wenn sie weit von unseren westlichen Standards entfernt sind? Aus diesem Grund wird der weltweite Energieverbrauch nicht enorm sinken, zumal viel Energie benötigt wird, um der Welt zu helfen, sich an die verschiedenen Arten von Störungen anzupassen, die beispielsweise durch extreme Klimaereignisse verursacht werden. Denken Sie nur an die immensen Arbeiten, die erforderlich sind, um Städte vor steigenden Wasserständen zu schützen. Diese weltweiten Bedürfnisse nach Gerechtigkeit und Anpassung an die Folgen der Erderwärmung werden viel Energie erfordern, sodass eine radikale Senkung des Energiebedarfs nicht ausreicht, um die Grenzen der erneuerbaren Energien zu überwinden (u. a. unregelmäßige Sonnen- und Windenergie).

Wir müssen uns eingestehen, dass fossile Brennstoffe – die Hauptursache für Treibhausgasemissionen – noch immer unersetzlich sind. Auf Öl zu verzichten wird umso schwieriger, als es eine praktische und hyperkonzentrierte Energie ist. Wir verdanken unseren Lebensstil den billigen und leistungsstarken fossilen Energieträgern, die unsere Maschinen antreiben. Schauen Sie sich die Arbeitskraft an, die ein Traktor mit einem einzigen Dieseltank auf dem Feld einsetzt, und die enorme Menge an Arbeitern, die dadurch ersetzt werden. Ohne all diese Maschinen – und die Digitalisierung ist auch dank der Maschinen da – hätten wir eine andere Zivilisation in einer ganz anderen Welt. In Zukunft 80 % der fossilen Energieträger im Boden zu belassen, wäre zwar notwendig, aber nicht durchsetzbar: Man hätte viel früher damit beginnen müssen...

 

Die globale Erwärmung und ihre Folgen

Die Erderwärmung könnte allerdings noch schneller voranschreiten, als bisher angenommen! Eine genaue Modellierung zeigt, dass +2° aufgrund der bereits in der Atmosphäre vorhandenen Emissionen bereits 2040 erreicht wäre. Alles, was jetzt emittiert wird, fügt eine Schwierigkeit hinzu, sich nach 2040 bei +2° zu halten. +2°und sogar +3° sind bereits unvermeidlich und 3° im Durchschnitt bedeutet 5° auf den Kontinenten, d. h. eine Bodentemperatur, die in Südeuropa bei Hitzewellen bis zu 50° betragen kann. Selbst wenn es uns gelingt, die Treibhausgasemissionen in den kommenden Jahren zu reduzieren (und das ist hypothetisch), wird unsere thermo-industrielle Zivilisation Folgen haben, die Jahrtausende andauern werden! Das Handeln der Menschen beeinflusst nun die Entwicklung des Planeten.

Bisher wurden die großen Umwälzungen auf unserem Planeten durch kosmische (und tellurische) Ereignisse hervorgebracht. Dies war bei den Eiszeiten und Zwischeneiszeiten in den letzten 1 Million Jahren der Fall. Wir befinden uns seit 12.000 Jahren in einer Zwischeneiszeit, dem sogenannten Holozän, und die Temperatur hat sich in dieser Zeit nur um ± 0,5° verändert! Die aktuelle Temperatur (+1,1°) ist der höchste Wert seit 1,2 Millionen Jahren. Dieser Anstieg bedeutet jedoch eine völlig unbekannte Veränderung der Artenvielfalt und des Klimas, die sich über Millionen von Jahren angepasst haben.

Neu für den Planeten ist, dass die Temperatur viel schneller steigt: Der CO2-Gehalt hat sich zehnmal schneller erhöht als bei den abrupten Ereignissen der letzten 800.000 Jahre. Die durch das Anthropozän ausgelösten Veränderungen bringen das Gleichgewicht der Biosphäre durcheinander und führen zu einem „dampfenden Planeten“. Die globale Erwärmung ist die Folge politischer Entscheidungen, die in Kenntnis der Sachlage getroffen wurden, aber die bio-geophysikalischen Beschleunigungen, denen das System Erde unterworfen ist, bringen den Planeten aus den bekannten Gleichgewichtszuständen heraus.

 

Kipppunkte von Ökosystemen: Auf dem Weg zum „dampfenden“ Planeten

Im Zusammenhang mit der Artenvielfalt der Tiere wird bereits vom sechsten Massenaussterben gesprochen. Lassen Sie uns die Risiken für den Menschen behandeln. Eine gute Darstellung des Problems liefert Gael Giraud:

„In der zweiten Hälfte des Jahrhunderts werden die tödlichen Bedingungen von Hitze und Feuchtigkeit große Teile der Welt an hundert bis zweihundert Tagen im Jahr unbewohnbar machen; die Menschen werden viele Orte in Indien, Südostasien und Afrika verlassen müssen. Die Weltbank schätzt die Zahl der Klimaflüchtlinge in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts auf zwei Milliarden. Ich denke, dass dies immer noch sehr unterschätzt wird: Mindestens drei Milliarden Menschen werden migrieren müssen. [...] Das Lebendige wandert zu den Polen, und auch tropische Pandemien wandern, wie zum Beispiel die Malaria, die in Italien aufgetaucht ist. Die Weltbank beziffert die Zahl der Menschen, die im Jahr 2050 voraussichtlich an Malaria leiden werden, auf 5,2 Milliarden“[2].

Solche Umwälzungen sind direkt auf extreme und gleichzeitig häufigere Klimaereignisse wie Dürren, Regenfälle, Wirbelstürme und Hitzewellen zurückzuführen, die zahlreiche Auswirkungen auf Ernährung und Gesundheit haben. Diese Klimaereignisse selbst sind die Folge der Reaktionen unserer Ökosysteme unter dem Druck der Erwärmung, indem sie durch die Freisetzung von CO2 zu einer Beschleunigung der Erwärmung führen und die Funktionen der Kohlenstoffsenken verringern, was unmittelbar zu Eisschmelze und massiver Waldzerstörung führt. Der Wärmestau in den Ozeanen ist ein Zeichen dafür, dass sich die Erderwärmung beschleunigt. Die Ozeane absorbieren 93% der vom Menschen verursachten Erwärmung und 25% unserer Treibhausgasemissionen; diese riesige Kohlenstoffsenke wird durch die globale Erwärmung geschwächt.

 


Der Taifun Haiyan/Yolanda im Jahr 2013 führte in den Philippinen zu mehr als 10 000 Todesopfer und über 1600 Vermissten. Hier die verwüstete Schule in Tacloban, die von den Missionsbenediktinerinnen von Tutzing betrieben wird (900 Schülerinnen und Schüler). © AIM.

Atmosphärische Flüsse

Es handelt sich um einen Korridor aus Wasserdampf und Wärme, eine Art atmosphärischer Fluss, der sich in sintflutartigen Regenfällen über die Antarktis ergießt und deren Schmelzen[3] beschleunigt.

Die Monsune sind und werden sich durch den Klimawandel verändern. Ereignisse wie die im August 2018 in Kerala, Indien (450 Tote, eine Million Flüchtlinge), werden sich verstärken. Tatsache ist, dass die globale Erwärmung den Unterschied zwischen der Oberflächentemperatur der Ozeane und der Temperatur an Land im Frühjahr verschärfen wird. Dies wird zu einer Verstärkung der Winde führen, die den Monsun mit sich bringen. Andererseits wissen wir auch, dass die wärmere Luft das Wasser besser speichert und daher die Niederschläge während dieser saisonalen tropischen Episoden intensiver ausfallen werden. Es handelt sich um ein Phänomen, das bereits in historischen Aufzeichnungen[4] beschrieben wird.

Der Jet Stream ist eine Strömung aus starken Winden, die in großer Höhe um den Nordpol zirkulieren, und ist in unseren Breitengraden für extreme Wetterereignisse verantwortlich. Die globale Erwärmung wird diesen Trend um 2050 stark verstärken, was zu wiederholten Hitzewellen und Überschwemmungen führen wird, wie wir sie in den letzten Jahren[5] erlebt haben.

Die Hadley-Zirkulation ist ein atmosphärisches Band, das aus Zellen besteht, die wie Laufbänder aussehen, 15 km hoch und fast 3000 km breit sind; sie sorgt für den Wärmeaustausch vom Äquator zu den Tropen in der Höhe. Am Äquator steigt feuchtwarme Luft auf, die sich in der Höhe abkühlt, was zu starken Regenfällen führt. Die trocken gewordene Luftsäule teilt sich in zwei Massen, die über den Äquator geschoben werden, bevor sie zum Boden abtaucht und heiße, trockene Luft mit sich bringt, die das spezifische Klima der Subtropen erzeugt. Auf ihrem Breitengrad befinden sich die größten Wüsten der Erde (wie die Sahara oder die Atacama). Mit der globalen Erwärmung haben sich die Hadley-Zellen ausgedehnt und neue Gebiete in ein trockenes, subtropisches Klima mit Wüstentrends verwandelt. Die Hadley-Zirkulation bewirkt eine Ausdehnung der subtropischen Zone und damit eine Zunahme der Dürreperioden, und das viel schneller als erwartet[6]. Dieses Phänomen ist nicht unschuldig an den gigantischen Waldbränden, und wir sind erst bei +1°.

El Niño ist eine der wichtigsten globalen Klimastörungen, die alle zwei bis sieben Jahre auftritt. Seine Folgen sind weitreichend: Dürren und Überschwemmungen in weiten Gebieten, verheerende Wirbelstürme im Pazifikraum und ungewöhnlich hohe globale Temperaturen in den Jahren von El Niño. Studien aus dem Jahr 2018 zufolge werden die mit El Niño verbundenen Extremereignisse die bestehenden Risiken erhöhen und intensivieren: Sie werden voraussichtlich doppelt so häufig auftreten, ebenso wie die Extremereignisse im Zusammenhang mit dem Dipol[7] des Indischen Ozeans, der eine der Hauptursachen für die jüngsten australischen Brände ist.

Dürren in Ostaustralien, Indonesien, Indien, dem südlichen Afrika und Brasilien; Überschwemmungen an der Westküste Südamerikas, im äquatorialen Ostafrika und im Süden der USA; Ausbleichen von Korallenriffen; verheerende Wirbelstürme im Zentralpazifik: Weltweit neigt die Durchschnittstemperatur in den Jahren, die von diesen Episoden betroffen sind, zu ungewöhnlich hohen Werten.

 


© AIM.

Schlussfolgerungen

Die Hälfte der hier erwähnten Ökosysteme befindet sich bereits in der Logik des Umkippens. Anstatt einen Zustand zu beklagen, sollten wir nicht die Relevanz der Werte unserer mittlerweile globalen, industriellen Zivilisation in Frage stellen? Diese Werte führen zu einer Beziehung zur Welt, die verzerrt ist, da sie das Leben selbst bedroht. Wir müssen landen, wie der Philosoph Bruno Latour sagt, um den Überhang, in dem wir uns eingerichtet haben, zu verlassen und unseren Planeten auf andere Weise zu bewohnen.

Was kann man tun? Das ist die Frage, die sich sehr schnell aufdrängt. Bevor man über Lösungen spricht, muss man als Erstes die Dringlichkeit verstehen und sich davon betroffen fühlen auf der Grundlage gut recherchierter Information. Man kann sich der Dringlichkeit nur dann bewusst sein, wenn man auch objektiv weiß, warum die globale Situation derart dringend ist und das Risiko besser einschätzen kann. Also ein erstes Element einer persönlichen Ethik wäre, sich mit der Realität auf der Grundlage von zuverlässigen Informationen auseinandersetzen und sich dabei auch ihrer beängstigenden Wucht zu stellen.

Zweites Element: Wir dürfen uns nichts vormachen, wenn es um unser persönliches Verhalten geht. Wir haben nur einen geringen Einfluss auf die Reduzierung der Emissionen, maximal 10 %, wenn sich eine große Bevölkerungsmehrheit einer enormen Selbstdisziplin unterwerfen würde. Realistisch erreichbar wären aber bestenfalls 5 %. Aber man sollte sich dennoch auf solche Anstrengungen einlassen, was beispielsweise bedeutet, weniger zu konsumieren oder weniger zu fliegen. Das ist vor allem wichtig, um die eigenen Erfahrungen mit unserem Wissen um die Dringlichkeit eines ökologisch verantworteten Handelns in Einklang zu bringen. Wir legen auf diese Weise eine Art Zeugnis ab.

Drittes Element der persönlichen Ethik: Steigerung der politischen Weitsicht, denn es gibt zerstörerische Mächte und Systeme, es gibt Politiker, die trotz ihres zur Schau gestellten „Grünseins“ versagen; sie zu erkennen oder sogar anzuprangern hat eine nicht zu unterschätzende Wirkung. Wir dürfen nicht vergessen, dass die Entscheidungen über Neuausrichtungen, die auf dem Weg zu einer Wirtschaft, die sich in Richtung Null-Emissionen entwickelt, zählen (Verkehr, Energie, Agrarökologie, Stadtplanung, Ernährung usw.). Es sind Entscheidungen, die auf der Ebene von Staaten und Staatengruppen getroffen werden.

Schließlich, und immer noch auf der Ebene der persönlichen Ethik: Wir sollten den Geist und das Denken für eine wünschenswerte gemeinsame Zukunft mobilisieren und den Wunsch nach einer anders lebenden Welt nähren. Dabei sollten wir die menschliche Fähigkeit zur Emergenz oder zu einer geistigen Weiterentwicklung nicht unterschätzen. Und vergessen wir nie: „Der Wald geht den Völkern voraus, die Wüste folgt ihnen“ (Chateaubriand).

 

 

* Vortrag (gekürzt), gehalten in der Abtei Ligugé im Februar 2020.

** Anthropozän, d.h. „Zeitalter des Menschen“, ist ein wissenschaftlicher Terminus, der besagt, dass die Aktivitäten des Menschen mittlerweile die Kraft haben, die Erde und ihre Entwicklung zu verändern.

[2] Vgl. G. Giraud, Vorwort zu: A. Pottier, Comment les économistes réchaufferent la planète (Anthropocène), Paris 2016.

[3] Vgl. http://www.cnrs.fr/sites/default/files/press_info/2019-10/.

[4] Vgl. J. Schewe u.a., "Multi-model assessment of water scarcity under climate change", Proceedings of the National Academy of Sciences, 111, 2014.

[5] Vgl. M. MANN, Der Jet Stream, ein Wetterverstärker", Pour la Science 503, 2019.

[6] Vgl. https://app.getpocket.com/read/2826932240.

[7] Der Dipol des Indischen Ozeans, auch bekannt als indischer El Niño, ist eine unregelmäßige Oszillation der Meeresoberflächentemperaturen, bei der der westliche Teil des Ozeans abwechselnd wärmer und kälter wird als sein östlicher Teil. Der Monsun in Indien wird im Allgemeinen durch diesen Temperaturunterschied zwischen dem Golf von Bengalen im Osten und dem Arabischen Meer im Westen beeinflusst.

Ökologische Klöster in Frankreich

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Zeugnisse

Nathanaëlle Lefoulon OSB

Kloster Martigné-Briand (Frankreich)

 

Ökologische Klöster

in Frankreich

 


Im Februar 2017 wurde von der Abtei Maylis eine ungewöhnliche Einladung an etwa 15 Klöster ausgesprochen, die auf improvisierte Weise zustande kam: Es begann mit der Einladung gegenüber einem Kloster, das dann ein anderes einlud, das wiederum ein anderes einlud und so weiter. So trafen sich schließlich Olivetaner, Benediktiner, Zisterzienser und orthodoxe Nonnen auf dem Permakultur-Bauernhof Bec-Hellouin zu einer dreitägigen Sitzung rund um die ganzheitliche Ökologie. Viele Laien, die den Klöstern bei dieser Bewegung helfen wollten, schlossen sich uns an. Wir waren etwa fünfzig Teilnehmer!

Es war eine Gelegenheit für reiche Begegnungen und Gespräche, die von der Wirtschaftsprofessorin Elena Lasida, dem Assumptionisten Frère Dominique Lang, dem Franziskaner und Agrarwissenschaftler Hervé Covez und natürlich Charles und Perrine Hervé-Gruyer als den Besitzern des Hofes geleitet wurden. Das Thema unserer Diskussionen: Wie wir ökologische Fragen in unserem Leben, unseren Gemeinschaften und unseren Aktivitäten leben und entfalten können, ausgehend vom Beispiel von Charles und Perrine Hervé- Gruyer und inspiriert von der Enzyklika Laudato si'.

Wir fuhren mit Sternen in den Augen und voller Begeisterung nach Hause. Uns trieb die Frage um: Wie konnten unsere Gemeinschaften auf ihre Weise „Laboratorien für ganzheitliche Ökologie“ sein? Konnten unsere Klöster, die Paradebeispiele für ein Leben, in dem alles auf sinnvolle Weise miteinander verbunden und vereint sein sollte, nicht Archetypen von „Gemeinschaftshäusern“ sein, die der Welt zeigen, was sie global leben könnte? Die Schwierigkeit bestand darin, herauszufinden, wie man diesen schönen Enthusiasmus und diese Intuition weiterverfolgen sollte...

Damals schlug Simon, Elena Lasidas Student in Solidarischer und Sozialer Ökonomie, der seine Doktorarbeit darüber schreiben wollte, wie Klöster die Enzyklika von Papst Franziskus aufnahmen und diese Dimension der integralen Ökologie lebten, vor, sechzehn Klöster oder neue Gemeinschaften aller Konfessionen zu besuchen.

So kam es, dass Simon von April bis Juli 2018 seine Klosterbesuche durchführte – immer in Begleitung eines Bruders oder einer Schwester vor Ort – und anschließend mit diesem Bruder oder dieser Schwester zur nächsten Gemeinschaft weiterreiste. Während dieser „Besuche“ wurden Kreativität und Enthusiasmus, Unentgeltlichkeit, Gemeinschaft und Führung – diese großen Themen von Laudato si’ – in den vier konstitutiven Beziehungen der menschlichen Person, wie sie in der Enzyklika definiert werden, untersucht: Beziehung zu sich selbst, Beziehung zu anderen, Beziehung zur Natur und Beziehung zu Gott.

All diese Arbeit führte zu einem sehr schönen Treffen mit Simon und Elena Lasida im Karmel de la Paix in Mazille vom 21. bis 25. Januar 2019. Der Bruder oder die Schwester, die Simon begleitet hatten, und der Obere jeder besuchten Gemeinschaft waren dabei anwesend.

Im Laufe dieser Arbeitstage wurden drei Gleichgewichte in Verbindung mit den monastischen Gelübden herausgestellt:

1. Singular/Kollektiv: Gehorsamsgelübde.

2. Gratis/nützlich: Gelübde zur Bekehrung der Sitten.

3. Innen/Außen: Wunsch nach Stabilität.

Daraufhin nahm die Gruppe in Mazille den Namen „Communio Laudato si'“ an und es entstand die Idee einer Ökodiagnose, die den Klöstern gewidmet ist.

Dank Elena Lasida trafen zwei Schwestern und ein Bruder aus Laudato si’-Gemeinschaften (die Abtei Landevennec, die Gemeinschaft Chemin neuf und das Kloster Martigné-Briand) auf zwei Dominikanerinnen aus Chalais und Estavayer, die bereits an einem ähnlichen Projekt beteiligt waren. Das Abenteuer begann, mit der Gründung des Vereins „Grüne Kirche“!

Fast zwei Jahre Arbeit waren nötig, um unsere Ökodiagnose zu erstellen, und vom 31. Mai bis zum 31. Juli 2021 stimmten die „Gemeinschaft Laudato si’“ und neue Gemeinschaften einem Beschluss zu, sie zu testen, bevor sie endgültig auf der Website der „Grünen Kirche“ (www.egliseverte.org) online gestellt wurde.

Gottes Schöpfung preisen durch Baumanpflanzung

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Zeugnisse

Missions-Benediktinerinnen von Tutzing

Priorat Manila (Philippinen)

 

Gottes Schöpfung preisen

durch Baumanpflanzung




Das 22. Kapitel des Priorats Manila, das im April 2019 stattfand, billigte folgenden Beschluss, der alle dazugehörenden Gemeinschaften verpflichtete: „Jede Gemeinschaft soll in den nächsten zwei Jahren mindestens 100 Bäume pflanzen und pflegen als Ausdruck unserer benediktinischen Art, das gemeinsame Haus zu verwalten“. Dieser Beschluss ging auf eine Vorlage des 13. Generalkapitels zurück: „Die Kongregation verpflichtet sich, in den nächsten sechs Jahren mindestens 1300 Bäume zu pflanzen, als Zeichen ihres Engagements für die Pflege der Schöpfung Gottes“. Dies war als Antwort gedacht auf die Enzyklika von Papst Franziskus über die Umwelt und Humanökologie.

Da der Juni der Monat der Umwelt ist und mit dem Beginn der Regenzeit einhergeht, ist es mehr als günstig, Bäume zu pflanzen, um unseren Planeten wiederherzustellen und zu pflegen. Außerdem ist eine grüne Umgebung für unser Überleben gegen das Coronavirus von entscheidender Bedeutung. Unsere verschiedenen Gemeinden haben seit 2019 über ihre Baumpflanzaktivitäten berichtet.


Gemeinschaft des Prioratshauses

Zur Feier des philippinischen Unabhängigkeitstages am 12. Juni 2021 und als Zeichen unserer Verpflichtung, uns um Gottes Schöpfung zu kümmern, begab sich die Schwesterngemeinschaft des Prioratshauses auf die Tanauan-Farm, um Bäume zu pflanzen. Frische Luft zu atmen, in der Sonne zu entspannen und inmitten des Grüns und der weiten, offenen Flächen der Farm zu sein, erwies sich als die beste Zeit, um müde Körper und Geister zu pflegen und so auch eine langfristige Investition gegen die Pandemie vorzunehmen.


Gemeinschaft von Marihatag

Von 2019 bis 2020 pflanzte und pflegte die Marihatag-Gemeinschaft über 100 verschiedene Obstbäume: Avocadobaum, Guyabano (Graviola), Marang, Calamansi, Kamias, veredelter Dayap, Rambotan, Durian, Kakaobaum, Langka ( Jackfrucht), verschiedene Arten von Bananenstecklingen (Lakatan, Kwarenta Dias, Latundan, Sab-a, Carnaba), Zwerg- und einheimische Kokosnüsse und viele andere Arten, die auf der San Benito Farm in Mabog, der Cabahian Farm und im Garten unseres Konvents gepflanzt wurden. Darüber hinaus pflanzten Schwester Odilia Bulayungan und Schwester Joyanne Morales im April 2021 fünfzig Bitaog-Propagula und -Sämlinge.


St. Scolastica College und Gemeinschaft in Manila

Von 2018 bis 2021 führt das St. Scholastica's College eine jährliche Baumpflanzaktion auf den Farmen Tanauan und Tanay mit Vertretern aus verschiedenen Bereichen der Schulgemeinschaft durch. Jede Baumpflanzung beginnt mit einem liturgischen Gottesdienst.

In den letzten vier Jahren konnte die Schulgemeinschaft eine Vielzahl von Obst- und Laubbäumen pflanzen. Um nur einige zu nennen: 30 Marangs ( Johey-Eichen), Lanzones (Longkongs), 30 Kakaobäume, 10 Langkas (Jackfruchtbäume), Avocadobäume, Zwergkokosnüsse und Drachenfrüchte. Außerdem wurden von der Schwesterngemeinschaft Sämlinge auf dem Schulgelände gepflanzt.

Gemeinsame Segnung der Baumsetzlinge im Kolleg St. Scolastica (Manila).

Gemeinschaft von Ormoc

Schwester Adela Arabia und Schwester Leticia Saraza pflanzten Obstbäume am St.-Scholastica-Haus in Dayhagan. Dieses Haus ist eine Wohnanlage für die Angestellten des St. Peter's College (Ormoc).


Gemeinschaft von Pumbajan

Von 2019 bis heute haben die Schwestern 392 Bäume gepflanzt. Davon wachsen 211 schon ziemlich kräftig auf dem Gelände des St. Scholastica Hospitals.


Gemeinschaft des Ausbildungszentrums

Die Gemeinschaft hat im Juni 2020 mit dem Pflanzen von Bäumen begonnen, und zwar mit Avocado- und Araukarienbäumen. Bis heute sind die Grundstücke mit dem Grün der Obstbäume gefüllt: Mangobaum, Drachenfrucht, Mabolo (Samt-Apfel), Santol (Baumwollfrucht), Attier (Zimt- oder Sweetsop-Apfel), Kokospalme etc. Unsere Baumschule hat neue Setzlinge, die für die nächste Pflanzsaison bereitstehen.


Gemeinschaft von Mati

Sterculia foetida ist ein Weichholzbaum, der bis zu 35 Meter hoch werden kann. Auf den Philippinen ist diese Art unter dem Namen Calumpang bekannt. Die Äste werden für Zaunpfähle verwendet, während die Blätter an die Ziegen verfüttert werden. Fünfundsiebzig dieser Bäume wurden vom 25. bis 30. November 2020 auf der San Isidro Mission Farm (Ost-Davao) gepflanzt. Weitere 40 Bäume wurden am EnFIDe-Institut von St. Scholastica, (Mati City) gepflanzt.


Gemeinschaft von Baguio

Die Gemeinschaft von Baguio pflanzte am 17. März 2021 fünfzig Baguio-Kiefern innerhalb der Klostermauern.


St. Scolastica College und Gemeinschaft in Tacloban

Die Schwestern schlossen sich mit Schülern, Lehrern und Mitarbeitern zu Baumpflanzaktionen auf und um den Schulcampus zusammen.

Pflanzaktion der Schule von Tacloban.

Gemeinschaft des Divine-Word-Hospitals

Die Schwesterngemeinschaft, das Krankenhauspersonal und das medizinische Personal pflanzen seit November 2018 Obstbäume am Institut der Bauern von St. Benedikt für nachhaltige Landwirtschaft (SBFISA) in Alang-Alang. Die Schwestern führten diese Aktivität auch während ihres Gemeinschaftsausfluges im St.-Scholastica-Krankenhaus in Pambujan durch. Alle verpflichteten sich, in diesem und den kommenden Jahren weiterhin mehr Bäume zu pflanzen.


Gemeinschaft von Tabunok

2019 wurden 400 Mangrovenpflanzen und 200 Kokospalmen von Schülern bzw. Schülerinnen der 11. und 12. Klasse unter der Anleitung von Lehrkräften gepflanzt. Die Schwestern pflanzten zusammen mit dem Schulpersonal acht Araukarienbäume für den 113. Jahrestag der Gründung des Priorats in Manila am 14. September 2019. Im Friedensgarten der Schule (school's Peace Garden) wurden von den Schwestern, Schülern und dem Schulpersonal Zierund Obstbäume gepflanzt. Zusätzlich zu den Baumpflanzungen teilte die Gemeinschaft Laub- und Obstbaum-Sämlinge aus dem „Mini-Wald“ der Schule mit dem Öko-Bauernhof in Cebu.

Pflanzgruppe in Tabunok.

Gemeinschaft von Angeles

Am 19. Juli 2020 wurde das Programm „Gerechtigkeit und Frieden für die Unversehrtheit der Schöpfung“ (HFA-CBS JPIC) der Schwesterngemeinschaft ins Leben gerufen. Es wurde eine Baumschule mit Mahagonibäumen und Kamansis (Brotbäumen) angelegt, um die Aussaat vorzubereiten, die ein Jahr später gepflanzt werden sollte. Am 30. Juli 2021 pflanzten die Schwestern und andere Mitglieder der Schulgemeinschaft sowie andere Missionspartner die Bäume. Die Baumschule hatte eine überbordende Anzahl an Mahagoni-Setzlingen; einige von ihnen wurden mit der Stiftung der Dominikanerschule in Angeles und mit unserem technischen Institut für Frauen, Mary our Help, in Mabalacat geteilt.


Gemeinschaft von San Fernando

Im Jahr 2019 hat die St. Scholastica Academy in San Fernando Bambus gepflanzt. Die Schwestern, Studenten und das Wartungspersonal pflanzten siebenundachtzig Bambussetzlinge, die von der Alumni-Vereinigung der SSC Manila gespendet wurden.


Die Schwestern von San Fernando beim Einsetzen von jungen Bäumen.

Einsatz der Klöster für alternatives und nachhaltiges Wirtschaften

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Wirtschaft und Klosterleben

Benoît-Joseph Pons*

Katholische Universität Lyon


 

Einsatz der Klöster

für alternatives und nachhaltiges Wirtschaften

 

 

 

Grundsätze klösterlichen Wirtschaftens

Wie kann eine Gruppe von Männern oder Frauen, die einen Lebensstil praktizieren, der auf wirtschaftlichen Prinzipien beruht, die dem gängigen Modell entgegengesetzt sind, Lösungen für die Probleme inspirieren, mit denen die Welt von heute konfrontiert ist? Um diese Frage soll es in der folgenden Darstellung gehen.

Das klösterliche Leben beruht auf vier Säulen: Gebet, Arbeit, Lectio Divina und Gemeinschaftsleben. Die Lectio ist die Lektüre eines geistlichen Textes, die durch persönliche Reflexion, Meditation und eventuell ein Gebet, das von diesem Text inspiriert ist, verlängert wird. Die Mönche verbringen in der Regel zwischen einer und zwei Stunden pro Tag damit. Die klösterliche Wirtschaft ist um diese vier Säulen herum aufgebaut und beruht auf zwei wesentlichen Prinzipien: Entmachtung und Bedarfswirtschaft.

 

Entmachtung

La Règle dit aussi :In der Regel des heiligen Benedikt beruht die Entäußerung auf dem Ziel, „nichts der Liebe Christi vorzuziehen“. Sie wird praktisch durch die beiden folgenden Gebote ausgedrückt: „Vor allem muss das Laster des Eigentums bis zur Wurzel aus dem Kloster ausgemerzt werden“ (RB 31,1), und „Alles sei allen gemeinsam, so wie es geschrieben steht. Niemand soll sagen, etwas gehöre ihm, noch soll er so vermessen sein, es sich anzueignen“ (RB 33,6).

Die Regel sagt auch: „Niemand soll also so vermessen sein, etwas ohne die Erlaubnis des Abtes zu geben oder zu empfangen; noch soll er etwas Eigenes besitzen, was immer es auch sein mag, da es dem Mönch nicht einmal mehr erlaubt ist, weder seinen Körper noch seinen Willen zur Verfügung zu haben“ (RB 33,2-4).

Mit anderen Worten: Der Mönch darf nichts Eigenes besitzen, weder materiellen noch immateriellen Besitz. Nicht über den Körper zu verfügen, führt zur Keuschheit, nicht über den Willen zu verfügen, führt zum Gehorsam. In der Praxis verpflichtet das Nichtbesitzen der Güter, die ihm zur Verfügung gestellt werden, den Mönch, sie mit größter Sorgfalt zu behandeln. Die Regel fordert den Cellerar auf, „alle Gegenstände und alle Güter des Klosters wie die heiligen Gefäße des Altars zu betrachten“ (RB 31,10). Sie sagt auch „Wenn jemand die Gegenstände des Klosters verschmutzen lässt oder nachlässig behandelt, soll er getadelt werden“ (RB 32,4).

Die klösterliche Entmachtung erzeugt die Notwendigkeit von Solidarität und beruflicher Nichtkonkurrenz. Ein Amt ist eine Dienstleistung, die niemandem gehört. Sie wird vom Abt auf der Grundlage der Fähigkeiten der Person und der Bedürfnisse des Klosters vergeben. Es führt nicht zu persönlichen Vorteilen.

Viele Klöster praktizieren die „Ämterkollation“. Alle drei Jahre oder bei Bedarf übergibt jeder Mönch sein Amt dem Abt, der dann entscheidet, ob er den Mönch in diesem Amt belässt oder ihm ein anderes Amt überträgt. Dies ist keine willkürliche Entscheidung; sie wird mit dem Seniorat – den Mönchen, die den Abt bei seinen Entscheidungen unterstützen – und in Absprache mit den betroffenen Personen in einem Prozess ausgereifter Entscheidung getroffen. Aber jeder Mönch weiß, dass er irgendwann in seinem Leben eine wichtige Position innehaben kann und dann wieder eine viel bescheidenere Aufgabe übertragen bekommt. Im Kloster macht man keine Karriere.

Die Idee, den Wettbewerb nicht in den Mittelpunkt zwischenmenschlicher Beziehungen zu stellen, wird in der Enzyklika von Papst Franziskus, Fratelli tutti, ausführlich behandelt, eine Idee, die vom heiligen Franziskus inspiriert wurde: „Franziskus erhielt den wahren inneren Frieden, befreite sich von jedem Wunsch nach Vorherrschaft über andere, machte sich selbst zu einem der Letzten und strebte danach, in Harmonie mit der Welt zu leben“ (Fratelli Tutti 4).

 

Bedarfswirtschaft

Die Bedarfswirtschaft wird in Kapitel 34 der Regel mit der Überschrift: „Wenn alle das Notwendige gleichermaßen erhalten sollen“ definiert. Sie basiert auf der Idee einer Rückkehr zu der als vorbildlich empfundenen Zeit der ersten Christen, die in der Apostelgeschichte so beschrieben wird: „Man teilte jedem nach seinen Bedürfnissen zu“ (Apg 4,35; RB 34,1).

Es geht nicht darum, alle Menschen als identische Nummern zu betrachten. Im Gegenteil: Jeder Mensch ist anders und hat besondere Bedürfnisse. Die Regel sagt hierzu: „Wer weniger braucht, wird Gott danken und nicht traurig sein; wer mehr braucht, wird sich demütigen und nicht hochmütig werden wegen der Barmherzigkeit, die ihm erwiesen wird. Dann werden alle Glieder in Frieden leben“ (RB 34,3-5).

Die klösterliche Bedarfswirtschaft besteht aus zwei Teilen: Jeder erhält nach seinen Bedürfnissen, und jeder trägt nach seinen Möglichkeiten bei. So wird nicht jedem Mitglied der Gemeinschaft das Gleiche gegeben. Man gibt ihm das, was es braucht, entsprechend seiner eigenen Situation. In der Arbeitsorganisation der Mönche: Wer jung und begabt ist, gibt alles, was er hat; wer älter und weniger begabt ist, trägt nach seinen Möglichkeiten bei.

In den Klosterläden oder -werkstätten wird die Arbeit des Mönchs von der Gemeinschaft bezahlt. Diese Vergütung ist jedoch nicht an den Wert der geleisteten Arbeit gebunden. Sie wird nach den Bedürfnissen einer arbeitenden Person berechnet, und zwar in gleicher Weise, unabhängig davon, ob es sich um einfache oder hochqualifizierte Arbeit handelt.

 

Klosterwirtschaft als alternatives und nachhaltiges Wirtschaften

Die beiden Funktionsprinzipien des alternativen und nachhaltigen Wirtschaftens machen das Kloster zu einer besonderen Gesellschaftsform. Es handelt dabei nicht als Museum für vergangene Lebensweisen, weil es ein Ort ist, an dem in der Gegenwart gelebt wird. Es ist auch kein Laboratorium, weil dort keine sozialen Experimente durchgeführt werden. Es ist der Ort einer alternativen Wirtschaft, weil man dort der Welt Fragen zu ihren Praktiken stellt und versucht, Lösungen für neu auftretende Probleme zu inspirieren. Ich beschränke mich hier auf die Untersuchung des Themas Arbeit.

Manufaktur von Heiligenfiguren in Kloster Imari (Japan). © AIM.

            Arbeit

In der Welt dient die Arbeit dazu, Güter zu produzieren und dabei eine Vergütung zu verdienen, mit der man sich andere Güter kaufen kann. Dies ist die Grundlage für das Funktionieren der liberalen Wirtschaft. Dieser Austausch von Gütern ist eine Gelegenheit zur Kommunikation zwischen den Menschen. Arbeit trägt zur Etablierung einer sozialen Hierarchie bei und ist ein Element der Anerkennung, sowohl von anderen als auch von sich selbst.

Karl Marx definiert drei Formen der Entfremdung von der Arbeit: wenn die Entlohnung nur einen geringen Teil des Wertes der produzierten Güter ausmacht, wenn die Arbeit nur darauf ausgerichtet ist, einen Lohn zu erhalten, wenn der Arbeitnehmer keine körperliche und geistige Tätigkeit ausüben kann, die frei ist.

Im Kloster führt die Entmachtung zu einer vollständigen Entkoppelung von Arbeit und Entlohnung. Bei dieser Arbeitsweise verschwinden alle drei Formen der Entfremdung von der Arbeit: Da der Mönch keine Vergütung erhält, vergleicht er sie nicht mit dem Wert dessen, was er produziert hat; die Arbeit, die er verrichtet, zielt nicht in erster Linie darauf ab, einen Lohn zu erhalten; und schließlich ist die Klosterarbeit vorwiegend handwerklicher Art, was dem Arbeiter mehr Handlungsfreiheit lässt als eine Fließbandarbeit.

Man kann der Arbeit drei Zwecke zuordnen: Arbeiten, um den Lebensunterhalt zu verdienen, Arbeiten, um von anderen und von sich selbst anerkannt zu werden, und – wenn man Christ ist – Arbeiten, um am Schöpfungswerk Gottes teilzuhaben.

 

            Arbeiten, um den Lebensunterhalt zu verdienen

John Galbraith weist auf eine paradoxe Erscheinung hin:

„Das Wort ,Arbeit‘ wird gleichzeitig auf diejenigen angewandt, für die sie anstrengend, mühsam und unangenehm ist, und auf diejenigen, die sie offensichtlich genießen und keinen Zwang darin sehen. ,Arbeit‘ bezeichnet sowohl die Verpflichtung, die den einen auferlegt wird, als auch die Quelle von Prestige und hoher Entlohnung, nach der sich die anderen sehnen und die sie genießen“.

In der liberalen Wirtschaft werden die Vergütungen von den beiden einzigen anerkannten Kräften, dem Markt und dem Recht, geregelt. Der Markt legt die Werte global fest, während das Recht die Werte so eingrenzt, dass Missbrauch begrenzt wird: Mindestlohn, Bezahlung von Praktikanten, Begrenzung der Arbeitszeit, Verbot von Kinderarbeit etc. Das Recht ist relativ effizient bei der Regulierung von Niedriglöhnen. Es ist völlig unwirksam bei der Kontrolle hoher Einkommen.

Die Mönche von heute wollen nicht von öffentlichen Almosen leben; sie sind sich daher der Notwendigkeit bewusst, dass sie arbeiten müssen, um ihre Gemeinschaft am Leben zu erhalten. Da die Arbeit jedoch keinen persönlichen Vorteil, Lohn oder Ansehen mit sich bringt, verliert die Art der geleisteten Arbeit an Bedeutung: Die Ökonomie zu verwalten oder den Kreuzgang zu fegen sind nicht grundlegend verschieden. Es sind nur Dienstleistungen, die den Fähigkeiten des Inhabers und dem Bedarf der Gemeinschaft entsprechen. Folglich gibt es keinen Wettbewerb um Stellen.

 

Arbeiten, um anerkannt zu werden

Neben dem Gehalt ist auch die Anerkennung eine wichtige Motivation. Die Höhe des Gehalts ist in der Praxis jedoch selbst ein Element dieser Anerkennung. Das Streben nach Anerkennung am Arbeitsplatz äußert sich häufig in dem Streben nach Macht, entweder wegen des Bildes, das man von sich selbst abgibt, oder wegen der materiellen Vorteile, die man daraus zieht. In der Welt wird Macht an der Anzahl der Menschen gemessen, die man unter sich hat, am Umsatz, den man erwirtschaftet etc. Das Bild, das man seinem familiären und freundschaftlichen Umfeld vermittelt, ist sehr wichtig und kann das Verhalten stark beeinflussen. Jeder zieht auch persönliche Anerkennung aus dem Gefühl, für sein Unternehmen, seine Familie und seine Gemeinschaft nützlich zu sein.

Im Gegensatz zum Lohn ist die Arbeit als Mittel zur Selbstverwirklichung für die Mönche wichtig. Wer eine für die Gemeinschaft nützliche Arbeit leistet, weiß die Anerkennung der Gemeinschaft zu schätzen. Und wenn er diese nicht erhält, ist es für ihn eben Askese.

Einrichtung einer elektrischen Verteilerstation im Togo durch koreanische Mönche der Abtei Waegwan. © AIM.

        

   Arbeiten, um an Gottes schöpferischem Wirken teilzunehmen

Nach christlichem Verständnis wurde der Mensch nach dem Bild Gottes erschaffen:

„Gott sprach: ,Lasst uns Menschen machen als unser Abbild, uns ähnlich, und sie sollen herrschen über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels, über das Vieh, über alle wilden Tiere und über alles, was auf der Erde kriecht.‘“ (Gen 1,26).

Die Tatsache, dass der Mensch nach dem Bild Gottes geschaffen wurde, verleiht ihm eine besondere Würde. Diese Würde beruht nicht auf seinem Besitz, seinen Erfolgen oder seinem Aussehen. Die ihm zugewiesene Autorität ist ein Abbild der Autorität Gottes, eine Autorität der Liebe. Die Theologie der fortgesetzten Schöpfung widersetzt sich der Vorstellung, dass die Schöpfung nur die Konstruktion einer riesigen Maschine ist, die aus sich selbst heraus funktionieren würde. Gott greift weiterhin in die Welt ein, und der Mensch, der nach seinem Bild geschaffen wurde, ist dazu berufen, zu diesem Eingreifen beizutragen.

Der Mensch, der nach dem Bild Gottes erschaffen wurde, nimmt durch seine Arbeit am Werk des Schöpfers teil und entwickelt und vervollständigt es im Rahmen seiner Möglichkeiten weiter, indem er bei der Entdeckung der Ressourcen und Werte, die in der gesamten erschaffenen Welt enthalten sind, Fortschritte macht.

So ist die Arbeit, insbesondere in ihrem klösterlichen Verständnis, nicht einfach utilitaristisch und individualistisch, um den Lebensunterhalt verdienen und Anerkennung erlangen. Es bedeutet, ein Werk zu schaffen, in dem Sinne, wie Hannah Arendt es versteht: Es ist eine gemeinschaftliche Vision, denn es zählt, was man in die Welt einbringt.

Im 19. Jahrhundert entwickelte sich der Ausdruck „Mönchsarbeit“, der eine langwierige Arbeit meinte, die viel Geduld erfordert. Es ist die Sorge um eine gut gemachte Arbeit, die sich mit der Verpflichtung zur Sorge für alle Güter des Klosters verbindet. Die benediktinische Auffassung von Arbeit setzt voraus, dass man sich dem widmet, was nützlich ist. Es soll vermieden werden, sich mit Eifer und Frömmigkeit mit „Nichtigkeiten“ zu beschäftigen. Pater Bertrand Rolin erklärt in Bezug auf Kapitel 48 der Regel mit dem Titel „Die tägliche Handarbeit“: „Was in diesem Kapitel wichtig ist, ist, dass es sich um ,wahre‘ Arbeit handelt. Und ,wahre‘ Arbeit ist die, die ,zu tun‘ ist, sagt die Regel, d.h. die, die für das Leben der Gemeinschaft und ihr Handeln nützlich ist, unabhängig von ihrer Bewertung, wenn man sie nach den Maßstäben der Gesellschaft beurteilt.“

Wie oft tun wir Dinge, die völlig unnötig sind, mit denen wir aber gut dastehen, weil sie unsere Talente demonstrieren

 

          Arbeit und Bezahlung

In der Klosterwirtschaft gibt es eine völlige Entkoppelung von Arbeit und Bezahlung, was in der Welt nicht der Fall ist. Im Kloster muss der Abt für jede Funktion eine Person finden und jeder Person eine Funktion zuweisen. Aus Prinzip gibt es keine Arbeitslosigkeit. Dies hat zwei Konsequenzen. Die erste ist, dass die Existenz einer Funktion nicht von dem Gleichgewicht zwischen dem, was sie kostet, und dem, was sie einbringt, abhängt. Selbst wenn das Anlegen eines Gemüsegartens mehr kostet als der Kauf von Gemüse im Supermarkt, ist die Tatsache, dass dadurch jemand Arbeit bekommt, eine Überlegung wert. Die zweite Frage bezieht sich auf die Arbeitslosigkeit und die Höhe der Arbeitslosenunterstützung. Wird der Verringerung der Arbeitslosigkeit oder ihrer Entschädigung Vorrang eingeräumt? Die traditionelle Politik erweckt manchmal den Eindruck, dass die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit überflüssig wird, wenn nur ein ausreichend hohes Arbeitslosengeld gezahlt wird. Maßnahmen zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit scheinen häufig vor allem von der Notwendigkeit gesteuert zu werden, die Kosten für die Arbeitslosenunterstützung zu senken. Wie wir jedoch gesehen haben, ist Arbeit zwar eine Einkommensquelle, aber nicht die einzige. Arbeitslose zu entschädigen ist notwendig, aber es reicht nicht aus: Sie müssen Arbeit haben. Dies ist eine Frage der Würde, wie es Papst Franziskus in Fratelli tutti zum Ausdruck bringt.

Konfitürenherstellung in Kloster Quilvo (Chile). © AIM.

Schlussfolgerung zu den Thesen über klösterliche Arbeit

Die klösterliche Arbeitsauffassung gilt nicht nur für Mönche. Sie inspiriert auch die Oblaten, die Laien, die in Verbindung mit einer Gemeinschaft versuchen, die Regel in der Welt zu leben. Sie beruht auf einer Lehre, die aus der Tradition stammt, aber auch auf einer Anpassung an die heutige Welt. Die Mönche zögern nicht, in ihren Werkstätten hochmoderne Maschinen einzusetzen. Sie hat den Anspruch, die Welt zu einem Weg des Fortschritts zu inspirieren, jeden, ob Christ oder Nicht-Christ, in verschiedenen Aspekten zu inspirieren.

Ich möchte hier den Gedanken festhalten, dass Arbeit nicht nur eine Einkommensquelle sein sollte. Arbeit muss ein Element der persönlichen Entwicklung sein. Und zu dieser persönlichen Entwicklung gehört, dass man für die Gemeinschaft nützlich ist. Für einen Arbeiter am unteren Ende der Skala muss er auf das, was er tut, stolz sein können. Für jemanden mit hoher personellen Verantwortung muss er die Arbeit seiner Mitarbeiter so organisieren, dass sie sich in dem, was sie tun, entfalten können. Für Politiker und Verwaltungen gilt, dass sie die Arbeitslosigkeit nicht nur entschädigen, sondern auch reduzieren müssen.

Auf der anderen Seite muss die Arbeit der Person ein menschenwürdiges Leben ermöglichen. Die Fair-Trade-Bewegung oder die AMAP-Bewegung setzen sich für diese Ziele ein. Dazu zählt unter anderen der Grundsatz, dass Arbeit kein Ort des Wettbewerbs, sondern ein Ort der Zusammenarbeit sein sollte.

Schließlich ist es kein verantwortungsvoller Ansatz, mehr zu arbeiten, um mehr zu verdienen und mehr zu konsumieren, solange man sich das Notwendige beschafft. Dies führt zu der Frage, welchen Stellenwert das Wachstum in unseren Wirtschaftsanalysen hat. Dies wirft auch die Frage nach der Werbung auf. Ein moderner Aspekt der klösterlichen Klausur besteht darin, sich vor Konsumanreizen zu schützen, insbesondere durch die Beschränkung des Internetzugangs. Werbung ist nicht per se schlecht, aber der Gebrauch, den man von ihr macht, muss kontrolliert werden.

 

Die Rezeption der Enzyklika Laudato si’ in den Klöstern

Die Veröffentlichung der Enzyklika Laudato si’ durch Papst Franziskus hat in Umweltkreisen, auch in nicht-christlichen, eine Welle der Begeisterung ausgelöst. Sie fanden darin eine Bestätigung ihres Diskurses, wobei sie allerdings bewusst über die Punkte hinweggingen, die sie störten, wie etwa die Verteidigung des Lebens. Paradoxerweise brauchte die Enzyklika in monastischen Kreisen lange, um sich durchzusetzen, während die Dokumente des Lehramts dort im Allgemeinen sehr positiv aufgenommen werden. Um dieses Paradoxon zu verstehen, stelle ich eine Hypothese auf: Während Umweltaktivisten in der Enzyklika eine echte Revolution der Soziallehre der Kirche sahen, sahen die Mönche darin zunächst nur einen neuen Ausdruck dessen, was sie seit den Anfängen täglich leben.

Das klösterliche Leben ist ein Gebetsleben, das hauptsächlich von der Gemeinschaft getragen wird und sich auf das Singen von Psalmen stützt. Der Psalter enthält 150 Psalmen; die Mönche singen ihn normalerweise jede Woche vollständig. Mehrere Autoren haben sich mit dem Thema Ökologie in den Psalmen befasst. Einige sprechen von ökologischen Psalmen, andere von Naturpsalmen oder Schöpfungspsalmen. 51 Psalmen lassen sich in mindestens eine dieser drei Kategorien einordnen; mit anderen Worten: Ein erheblicher Teil des Psalters ist ökologisch. Ein Mönch ist also, außer wenn er singt, ohne sich darum zu kümmern, was er singt, zwangsläufig ein Ökologe, vielleicht ohne es zu wissen oder zu erkennen.

Nach einer gewissen Reifezeit haben viele Klöster Laudato si' übernommen, als sie feststellten, dass es eine brillante Formulierung dessen ist, was sie zu leben versuchen, und dass es ihnen hilft, Fortschritte zu machen.

Landwirtschaft der Benediktiner von Thien Binh (Vietnam). © AIM.

Der wichtigste Beitrag der klösterlichen Wirtschaft zur ökologischen Frage ist die „glückliche Nüchternheit“. Dabei handelt es sich um einen von Pierre Rabhi entwickelten Ausdruck, der jedoch in gewisser Weise für die monastische Spiritualität seit ihren Ursprüngen konstitutiv ist. Für Pierre Rabhi sind die Ressourcen unseres Planeten begrenzt. Fossile Ressourcen sind nicht erneuerbar und die Aufnahmefähigkeit der Biosphäre für Umweltverschmutzung ist begrenzt.

Der Begriff der Grenze ist konstitutiv für den christlichen Glauben: Bereits in der Genesis sagt Gott: „Du sollst nicht essen von der Frucht des Baumes der Erkenntnis von Gut und Böse“ (Gen 2,17). Diese Vorstellung von Grenzen steht im Gegensatz zu der Vorstellung, dass die Techno-Wissenschaft dem Menschen unbegrenzte Macht über seine Umwelt verleihen wird. In Laudato si' bekräftigt Papst Franziskus, dass die technologische Entwicklung gut ist, aber nur unter der Bedingung, dass sie „von einer Entwicklung des Menschen in Verantwortung, Werten und Bewusstsein begleitet wird“.

Pierre Rabhi behauptet, dass Wirtschaftswachstum unrealistisch und absurd ist: Es ist ein Modell, das den Tod bringt. Daher muss eine Zivilisationspolitik eingeführt werden, die auf Nüchternheit beruht. Wir müssen unsere Lebensbedürfnisse mit den einfachsten und gesündesten Mitteln befriedigen. Laudato si', sagt das Gleiche, indem es von der Notwendigkeit der Bekehrung der Herzen spricht. In christlicher Sprache ausgedrückt, läuft die glückliche Nüchternheit von Pierre Rabhi auf den Respekt vor der Schöpfung und die Sorge um die kommenden Generationen hinaus, denen wir es schuldig sind, eine lebenswerte Umwelt zu hinterlassen.

Die monastische glückliche Nüchternheit unterscheidet sich jedoch von der ökologischen glücklichen Nüchternheit. Während Umweltschützer sie vor allem auf den Schutz der natürlichen Ressourcen und der Umwelt gründen, begründen die Mönche sie auch mit einem sozialen Aspekt: Überflüssiges zu konsumieren bedeutet, anderen Menschen das Notwendige vorzuenthalten. In einer ökologischen Vision muss man weniger arbeiten, um weniger Ressourcen zu zerstören. Dies wird als „Degrowth“ bezeichnet. In einer monastischen Vision geht es weniger darum, zu arbeiten, um mehr zu produzieren, als vielmehr darum, die eigenen Bedürfnisse oder die der Gemeinschaft zu befriedigen, denn man muss in der Lage sein, mit denen zu teilen, die nicht die Mittel haben, alles zu produzieren, was sie brauchen.


Schlussfolgerung

In dieser kurzen Darstellung der Klosterwirtschaft als alternative und nachhaltige Wirtschaft haben wir einige Aspekte herausgearbeitet, die die Welt inspirieren können: der Wert der Arbeit als Mittel zur persönlichen Entwicklung, die potenziellen Schädlichkeiten eines Wettbewerbs in Wirtschaftsbeziehungen oder eines Strebens nach Konsum als Quelle von Glück. Dies führt zum Wert der Idee der „glücklichen Genügsamkeit“, die nicht nur unter ihrem Umweltaspekt, sondern auch unter ihrem sozialen Aspekt betrachtet werden sollte. In Anlehnung an diesen Vorschlag sollte die Frage der sozialen Ungleichheit angegangen werden. Das Klosterleben ermöglicht es, die Falle eines unerträglichen Ungleichgewichts zu vermeiden. Die Ökonomie der Bedürfnisse stellt die Umsetzung des Gleichheitsprinzips stark in Frage.

Das Wort „pax“ ist das benediktinische Lebensmotto. Benedikt stellt es als ein Gut dar, nach dem wir begierig streben sollen. Es ist das Wort, das am besten die Harmonie zusammenfasst, die für die Existenz des Mönchs charakteristisch ist. Im Prolog der Regel fordert Benedikt, den Frieden zu suchen und ihm unaufhörlich nachzujagen; diese Suche nach Frieden wird mit der Suche nach Gott verbunden, als zwei Ziele, die ineinander übergehen. Die klösterliche Wirtschaft, die auf Entmachtung beruht, und die Bedürfniswirtschaft, zu der noch Wettbewerbsverbot und glückliche Genügsamkeit hinzukommen, bieten die Mittel an, um diesen Frieden zu erlangen. Und: Es ist der Frieden, der die Organisation nachhaltig macht.


* Diplomingenieur Benoît-Joseph Pons ist Theologe und Wirtschaftswissenschaftler, der an der Katholischen Universität Lyon unterrichtet. Er hat unter anderem über den Einsatz der Klöster zugunsten alternativer Formen des Wirtschaftens geschrieben: L'économie monastique : Une économie alternative pour notre temps, 2018; Notre maison commune – S'inspirer de l'économie monastique, 2020.

Der Cellerar nach der Benediktsregel

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Wirtschaft und Klosterleben

Médard Kimengwa Kitobo OSB

Kloster Lubumbashi (DR Kongo)


Der Cellerar nach der Benediktsregel

Vater für das ganze Kloster,

wie der Abt und mit ihm*

 

Warum interessieren wir uns für den Geist, die Motivation, die das Handeln des Cellerars einer Klostergemeinschaft in der benediktinischen Tradition bestimmen sollte?

Wir gehören einer Welt an, die eine Auffassung von Wirtschaft hat, die nicht unbedingt mit unserem klösterlichen und christlichen Ideal im Allgemeinen übereinstimmt. Das Problem ist, dass wir im Grunde genommen durch die griechische Kultur seit Platon eine dualistische Anthropologie geerbt haben, die grundsätzlich negativ eingestellt ist: Sie vermittelt eine Vorstellung vom Menschen, wonach Körper und Geist voneinander getrennt sind. Diese dualistische Anthropologie bestimmt auch die gängige Auffassung von Wirtschaft bis hin zu einer übermäßigen Vereinfachung, die so weit geht, dass sie die Form einer Karikatur annimmt.

In diesem Konzept wird eine strikte Trennung zwischen dem wirtschaftlichen (weltlichen) und dem geistlichen Leben vorgenommen. Das materielle Leben, das weltliche Leben (alles, was mit der Produktion von Gütern, der Bereitstellung der Mittel dafür, ihrem Verkauf und ihrer Verteilung sowie ihrer Verwaltung zu tun hat), sei die Aufgabe des Ökonomen, des Cellerars oder der Cellerarin.

Aber ist diese Auffassung auch im Kontext der benediktinischen Spiritualität zutreffend, also dass der Ordensobere nichts mit dem materiellen Leben zu tun hat, so wie der Verwalter nichts mit dem spirituellen Leben zu tun hat? Würde man es dann für normal halten, dass letzterer Stunden des Gebets oder anderer spiritueller Aktivitäten opfert, um seine Verwaltungs- und andere Aufgaben zu erfüllen? Diese Auffassung ist vereinfachend und verzerrt.

Nichts ist falscher als diese Karikatur, insbesondere nach den Angaben des RB. Tatsächlich gibt es in der benediktinischen Spiritualität keine Trennung zwischen den beiden Bereichen. Konkret wird der Abt in der RB nicht nur mit seiner Rolle in spirituellen Angelegenheiten identifiziert, sondern mit allem, was die menschliche Person betrifft, auch in ihrem materiellen Leben. Natürlich muss er sich um das materielle Leben kümmern, sonst kann sich das spirituelle Leben nicht entfalten. Das klösterliche Leben setzt ein solides materielles Leben voraus, damit es sich entfalten kann. Damit der Abt Söhne hervorbringt, die sich nach dem Willen Gottes, ihres Vaters, richten können, muss er für die notwendigen materiellen Bedingungen sorgen. Sagte die griechische Philosophie nicht auch, dass man ein Mindestmaß an Wohlstand braucht, um Tugend zu üben?

Was den Cellerar betrifft, so obliegt ihm laut RB grundsätzlich die Aufgabe, sich um das zeitliche (wirtschaftliche) Leben des gesamten Klosters zu kümmern (RB 31,3). Aber Benedikt belässt es nicht bei dieser formalen Aufgabenbeschreibung. Denn er weist auch auf den Geist hin, der sein Handeln bei der Verwaltung des Zeitlichen kennzeichnen sollte. Konkret sagt Benedikt dem Cellerar, dass er „in Zusammenarbeit mit dem Abt und als Vater des ganzen Klosters handeln soll“ (RB 31,2). Das ist sehr wichtig – Vater wie Abt: Seine Aufgabe ist also auch eine geistliche. Er nimmt somit an der Last des Abtes bei der Ausübung seiner Sendung teil. Wie auch ein Vater für das ganze Kloster nach dem Vorbild des Abtes, nimmt der Cellerar in der Ausübung seines Amtes an der Zeugung von Söhnen für Gott teil, was die erste Aufgabe des Abtes ist. Also hat der Cellerar auch die Aufgabe, die Seelen der Brüder im Kloster zu pflegen. Wenn er nichts zu geben hat, soll er mit einem Wort der Güte antworten (RB 31,7.13). Nicht ablehnen um des Ablehnens willen, sondern um zuzulassen, dass seine Brüder zum Leben im Geist gezeugt werden.

Der Cellerar muss wie der Abt handeln. Er muss auf die Menschen Rücksicht nehmen. Er muss eng mit dem Abt zusammenarbeiten. Bei der Ausübung seines Amtes soll er nichts ohne den Befehl des Abtes tun und nur das anwenden, was der Abt befohlen hat (RB 31,4-5; 12. 15). Wenn der Cellerar-Mönch in diese Beziehung mit dem Abt eintritt, ist sein Gehorsam Garant dafür, dass im Kloster Frieden herrscht. Und es wird ihm gesagt, dass er auch zur Rechenschaft gezogen wird, wenn es keine Harmonie gibt (RB 31,9.16).

Der Lebensstil oder die Spiritualität, die die wirtschaftliche Frage im Kloster mit sich bringt, sollte dazu führen, hauptsächlich die Sorge um die menschliche Person und eine heilige Sicht der Dinge zu haben (der Cellerar wird gebeten, die Gegenstände des Klosters wie heilige Gefäße des Altars zu behandeln (RB 31,10) und das, was man produziert, ohne Gier zu verkaufen (RB 57,4-8)).

Mit anderen Worten: Was bei der wirtschaftlichen Tätigkeit des Klosters zählt, ist nicht der Gewinn, sondern das Wohl der menschlichen Person in Bezug auf den Plan, Gott zu suchen. Diejenigen, die mit der Organisation des materiellen Lebens des Klosters zu tun haben, müssen den Primat der menschlichen Person berücksichtigen, ohne sie auf dem Altar der wirtschaftlichen Effizienz oder der reinen Ökonomie zu opfern. Jeder von ihnen sollte sich bei jedem Projekt und jeder Handlung die Frage stellen: Tragen die Maßnahmen, die ich in Bezug auf die Verwaltung ergreife, und die Handlungen, die ich unternehme, zur Entfaltung der menschlichen Person, zum Frieden und zur Harmonie in der Gemeinschaft bei?

Nachdem Gott den Menschen nach seinem Bild und Gleichnis geschaffen hat (Gen 1,26), will er, dass er aufrecht steht! Denn er findet seine Herrlichkeit in dem Menschen, der in Würde lebt (vgl. Irenäus von Lyon). Alle Kommentatoren des RB sind sich darin einig, dass ihre bleibende Aktualität vor allem in ihrer Anpassungsfähigkeit besteht, darin, dass jede menschliche Person innerhalb der Gemeinschaft ihren Ort finden kann. Dass der Mensch aufrecht steht, ist der ganze Horizont der RB, in dem Benedikt das Klosterleben als ein Unternehmen der Bekehrung versteht, der Rückkehr zu Gott durch Arbeit, den Weg des Gehorsams nach der Ablegung des Eigenwillens (RB, Prol. 2-3,8).

Eine notwendig erforderliche Spiritualität mit diesem Horizont der Zuwendung zum Menschen ist durchaus auch in der Wirtschaftsform der „sozialen Marktwirtschaft“ spürbar. Die Sorge um die menschliche Person oder die Aufmerksamkeit für den Menschen spielt dagegen im sogenannten Wirtschaftsliberalismus, der auch als „wilder Kapitalismus“ bezeichnet wird, kaum eine Rolle. Während es in der sozialen Marktwirtschaft ein Interesse an der menschlichen Person gibt, zählt im ungezügelten Kapitalismus der Mensch nicht: Was zählt, ist einzig und allein der Profit, der Gewinn. Und gerade wir Kongolesen, die an dieser Tagungsreihe in Goma, Nord-Kivu, Süd-Kivu und Ituri teilgenommen haben, können diese wirtschaftliche Auffassung veranschaulichen, indem wir den Krieg „niedriger Intensität“ (tatsächlich endet er nicht) betrachten, der in diesen Gebieten tobt, mit Menschen, die gezwungen sind, ihr Land zu verlassen, weil sie mit Waffen bedroht werden. Bei der kürzlichen Ermordung des italienischen Botschafters wurde ein kleiner Teil des Schleiers gelüftet wird, der die Schrecken dieses schändlichen Krieges verdeckt, doch gleich darauf herrschte wieder Schweigen, das vom Gott Mammon auferlegt wurde, dem die neuen Herren der Welt dienen, die die Weltbörse kontrollieren.

 


Kirchenrenovierung in Kloster Koubri (Burkina Faso), 2019.

Max Weber könnte mit seinem Buch „Die Ethik des Protestantismus und der Geist des Kapitalismus“ (1904-1905) in gewissem Maße als Vorläufer der sozialen Marktwirtschaft angesehen werden. Darin zeigt er auf, wie die skandinavischen Länder unter dem Einfluss des Protestantismus eine Funktionsweise der Wirtschaft kannten, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt. Die protestantische Ethik hat seiner Meinung nach in diesem Kontext einen Kapitalismus mit menschlichem Antlitz hervorgebracht.

Es ist daher verständlich, dass die soziale Marktwirtschaft vom kirchlichen Lehramt durch die Soziallehre seit Paul VI. mit seiner Enzyklika Populorum progressio (1967) favorisiert wird. Aber auch Paul VI. selbst war Teil einer kirchlichen Sensibilität in dieser Frage, die bereits bei Leo XIII. mit seiner Enzyklika Rerum novarum (Mai 1891) und bei Johannes XXIII. in seiner Enzyklika Mater et Magistra (1961) zu erkennen war. Ihre Nachfolger haben es nicht versäumt, in der genannten Frage in die gleiche Richtung zu gehen, wie man bei Johannes Paul II. (Laborem exercens, September 1981; Sollicitudo rei socialis, Dezember 1987; Centesimus annus, Mai 1991), Benedikt XVI. (Deus caritas est, 2005, 3. Kapitel; Apostolisches Schreiben Africae munus, November 2011) und Franziskus (Laudato si', Mai 2015; Apostolisches Schreiben Querida Amazonia, Februar 2020) feststellen kann. In seinen verschiedenen Stellungnahmen zu diesen Gelegenheiten, unter anderem zu der von uns betrachteten Frage, will das kirchliche Lehramt Christen und Menschen guten Willens dazu bewegen, den Menschen und seine Würde zu berücksichtigen, und befürwortet eine Wirtschaft, die auf den Menschen achtet. Vor diesem Hintergrund erkennen wir, dass der Geist, der den Cellerar in seinem Amt beseelen soll, eine solide lehramtliche Grundlage hat. Welcher Geist soll den Cellerar in diesem Zusammenhang beseelen? Welchen Lebensstil sollte er bei der Ausübung seiner Mission pflegen?

Als Antwort auf diese Realität und in Verbindung mit unserem Lebensideal liegt unserem Verständnis von Wirtschaft der Glaube an die göttliche Vorsehung zugrunde. Wir erkennen, dass unsere wirtschaftlichen Investitionen trotz aller Vorsicht manchmal keine ausreichende Rendite abwerfen. Wir müssen also leben, produzieren, für unseren Lebensunterhalt sorgen, teilen und gleichzeitig demütig sein, indem wir Hilfe in Anspruch nehmen und uns der Vorsehung anvertrauen. Und wir müssen dazu beitragen, das Bewusstsein für die wirtschaftlichen Herausforderungen der globalisierten kapitalistischen Wirtschaft zu schärfen, indem wir unseren Einfluss zur Aufklärung der Menschen nutzen.

Als Echo auf all die Sorgen und Bedenken, die von den Teilnehmern der Tagung angesichts der Realität des ungezügelten Kapitalismus geäußert wurden, vermittelte uns Pater Simon folgenden Vorschlag:

Warum sollten wir angesichts dieses Angriffs der liberalen Wirtschaft nicht ein Verkaufsnetz für die Produkte unserer Klöster (MAC) aufbauen, deren Produktionsbedingungen den Menschen und die Umwelt respektieren, Privatinitiative fördern, Synergien untereinander und mit anderen eingehen, eine Genossenschaft gründen? So entsteht ein ethischer Kreislauf ! Denn zusammen mit den Menschen, die uns umgeben, sind wir Opfer der liberalen Wirtschaft. Die Supermärkte erwürgen uns! Da ist die Werbung, die uns konditioniert. Deshalb müssen wir die Informationen, die wir zu konsumieren haben, auswählen.

Um in den vorgeschlagenen Kreislauf aufgenommen zu werden, muss man das, was man auf den Markt zu bringen beabsichtigt, potenzieren. Es muss vermittelt werden, dass es sich dabei um qualitativ hochwertige und vor allem ethische Produkte handelt, die in der Lage sind, Kunden anzusprechen, die sich an uns als Alternative zu den Supermärkten orientieren würden 

Um die Solidarität innerhalb der Wirtschaftsabläufe in unseren Klöstern zu fördern, könnten wir auch an das Projekt einer Krankenversicherung auf Gegenseitigkeit für unsere MAC-Klöster denken, als Ausdruck unserer Aufmerksamkeit für den Menschen in unserem Streben nach finanzieller Gesundheit. Dies wäre ein gutes Beispiel für unsere produktiven Bemühungen, die den Menschen in den Mittelpunkt stellen.

Kurzum, wir interessieren uns hauptsächlich für den Geist, der diejenigen beseelen soll, die in dem von Benedikt gedachten Kloster für die direkte Verwaltung der Wirtschaft verantwortlich sind, den Ökonomen und den Abt im Besonderen. Es geht darum, in den Geist der Wirtschaft nach den Vätern der westlichen Mönche einzutreten. Dies ist die Perspektive einer Wirtschaft im Geiste des RB. In seiner Schule gründet die Wirtschaft auf einer Spiritualität.

 

Monastisches Leben nach der Benediktsregel

Benedikt hat das Klosterleben als einen Weg der Bekehrung, der Rückkehr zu Gott, konzipiert. Es handelt sich um einen Weg der Rückkehr zu Gott durch die Mühsal des Gehorsams. Dieser beginnt nach dem Scheitern der Illusionen des eigenen Willens und einer entschlossenen Entscheidung für Selbstdisziplinierung (vgl. RB, Prol. 2-3.8). Das Ziel dieses Weges zurück zu Gott (vgl. RB, Prol. 1 ff.) ist das ewige Leben oder einfach das authentische Leben, das Reich Gottes, das Leben in Gemeinschaft mit Gott, die Seligpreisung (vgl. RB, Prol. 42, 5.3.10, 7.11; 72, 2.12).

Wenn Benedikt das „ewige Leben“ (RB, Prol. 15, 17, 20, 42), das „Reich der Lichter“, die „glücklichen Tage“ (RB, Prol. 21), zur Endstation des Weges zurück zu Gott macht, den der Mönch beschreitet, denkt er nicht an ein fernes Jenseits, sondern an eine Erfahrung bereits im gegenwärtigen Leben, die gelebte Harmonie mit denen, die das Leben des Mönchs im selben Kloster teilen. Der konkrete Ort der Erfahrung dieser Seligkeit und dieses Friedens ist das Leben nach den Geboten Gottes: das Leben, das durch das Wort Gottes erleuchtet wird. Mit anderen Worten: Benedikt fordert seine Schüler auf, diesen Weg zu gehen und sich dabei vom Wort als Hauptquelle des Handelns und als Licht auf ihren täglichen Schritten leiten zu lassen (vgl. RB, Prol. 10-12, 21-22, 25, 29, 33-34, 40).

Abschließend möchte ich sagen, dass Benedikt das monastische Leben als eine „Schule, um zu lernen, dem Herrn zu dienen“ (RB, Prol. 45) oder dem Herrn völlig hingegeben zu sein, gewollt hat.

In der Umsetzung des evangelischen Ideals wollte Benedikt neben seinem Wunsch, das Klosterleben zu einer Schule für den Dienst am Herrn zu machen, das Klosterleben auch als Werkstatt (vgl. RB 4,78), in der man sich in der geistlichen Kunst übt (vgl. RB 4,75).

In diesem von Benedikt so definierten monastischen Ideal ist der Abt der Garant. Er sollte es in erster Linie verkörpern und sein Gewährsmann gegenüber all jenen, die mit ihm zusammen in die Schule des Dienstes am Herrn und die Werkstatt für die Ausbildung in der spirituellen Kunst eingetreten sind.

 

Profil und Auftrag des Abtes nach RB 2 und 64

Zum Profil und Auftrag des Abtes nach dem RB sind die Angaben in den Kapiteln 2 und 64 durch weitere zu ergänzen, u. a. durch die Angaben in den Kapiteln: 21-24, 28, 31-33, 36, 39-41, 44, 47-51, 53-57, 60, 66-68, 70.

Als Garant des Ideals, das der heilige Benedikt seinen Schülern vorschlägt, hat der Abt die Aufgabe, die ihm anvertrauten Mönche bei der Verwirklichung des Ideals der Rückkehr zu Gott anzuleiten. Dies geschieht, weil er Christus gegenwärtig macht: Durch ihn zeugt Gott Söhne, besser gesagt, er zeugt sie wieder. Er ist nicht Christus, aber er macht ihn durch sein Zeugnis und seine Lehre gegenwärtig. Der Abt hat durch das Lehren Söhne für Gott zu zeugen, aber auf eine besondere Art und Weise. Denn das Lehren ist nicht das Problem. Das Problem ist die Art und Weise des Lehrens. Er muss durch sein Wort, das vom Wort Gottes bewohnt ist, lehren. Er muss dieses Wort besitzen, es verkünden, es erklären, aber vor allem muss er es durch das Beispiel, sein Lebenszeugnis, zu seiner Aktualisierung veranschaulichen. Wenn er zum Beispiel andere korrigiert, korrigiert er sich selbst. Er hat die Seelen zu heilen, aber unter der Bedingung, dass die Mönche ihm ihre Herzen öffnen, indem sie ihm ihre geistlichen Krankheiten darlegen (RB 7,44), wie zum Beispiel, indem sie ihm das, was sie Gott in der Fastenzeit darbringen wollen, vorlegen, um es mit seinem Gebet zu verwirklichen, damit sie nicht in Anmaßung und eitlen Ruhm verfallen (vgl. RB 49,8-10).

Diese Form der Vaterschaft des Abtes nach Benedikt ist ein Erbe des geistigen Vaters in der Tradition der ägyptischen Wüsten, der Ursprünge des Mönchtums, einer Figur, die in den Apophtegmen gut verewigt wurde.

Damit sich das spirituelle Leben seiner Mönche entfalten kann, muss der Abt ein besonderes Augenmerk auf die notwendigen materiellen Bedingungen richten. Mit anderen Worten: auf das weltliche Leben, für das er die Hauptverantwortung trägt. Die Oberen sind in erster Linie für das zeitliche Leben der ihnen anvertrauten Klöster verantwortlich. Konkret hat Benedikt vorgesehen, dass der Abt dafür sorgt, dass die Mönche unter guten Bedingungen schlafen (vgl. RB 22), z. B. mit einem Schlafsaal für sie. Er muss sogar auf die Menge sowohl ihrer Nahrung (vgl. RB 39) als auch ihrer Getränke (vgl. RB 40) achten (man erlebt wohl selten einen so realistischen Menschen wie Benedikt!). Er muss auch auf die Schwachen (Alte, Kranke und Kinder) achten, vgl. RB 36 und 37.

 


In der Abtei Gedono (Indonesien), 2010. © AIM.

Bei den Kranken geht seine Wachsamkeit noch weiter: Benedikt hat vorgeschrieben, dass es eine Krankenstation geben muss, in der sie eine angemessene Pflege erhalten sollen (vgl. RB 36,7-8). Unter den Schwachen, die unter die Aufmerksamkeit des Abtes gestellt werden, nennt Benedikt auch: Fremde, Pilger und Gäste. Er wird gebeten, dafür zu sorgen, dass sie menschenwürdig aufgenommen werden, einschließlich einer Unterkunft, die von einem gottesfürchtigen Mann verwaltet wird (vgl. RB 53,16-22). Bei der Sorge, die der Abt für das materielle Leben des Klosters zu tragen hat, geht es wirklich um die Zentralität der Person.

Letztendlich muss die Gemeinschaft, in der sich der Mönch der Gestalt Christi angleichen soll, alles haben, was materiell notwendig ist (vgl. RB 66,6). „Alles haben“! Dies ist hier ein universeller Vorschlag. Es ist eine Gemeinschaft, in der man unter anderem verschiedene Werkzeuge für die verschiedenen notwendigen Dienste finden sollte (vgl. RB 32). Der Abt wird aufgefordert, ein Inventar davon zu führen (vgl. RB 32,3). Warum sollte man zum Beispiel nicht daran denken, in unseren Klöstern eine systematische jährliche Inventur durchzuführen?

Der Abt muss auch dafür sorgen, dass die Mönche in seiner Gemeinschaft das bekommen, was sie für ihre Arbeit brauchen, wobei er sich insbesondere bemüht, sich auf jede Person einzustellen (vgl. RB 2,23-32; 33,5).

Die Aufgabe des Abtes besteht also darin, dafür zu sorgen, dass in seinem Kloster alle Mitglieder in Frieden leben (vgl. RB 34,5). Mit einem Minimum an Frieden in unseren Gemeinschaften wäre es das Paradies. Doch wegen unserer Sünde ist dies nicht der Fall. Alle Mitglieder, auch diejenigen, mit denen man kein gutes Gefühl hat, müssen in Frieden leben. Denn gerade in dem Haus Gottes, das der Abt leitet, soll niemand traurig oder besorgt sein (RB 31,19). Schauen Sie sich jeden Morgen jede Schwester/jeden Bruder an, um ihren/seinen Gemütszustand zu testen: Ist sie/er friedlich oder innerlich aufgewühlt? Hat sie/ er Probleme oder Sorgen?

Die wirtschaftliche Gesundheit eines Klosters ist eine wichtige Dimension für die Entfaltung der psychologischen und spirituellen Gesundheit jedes Mitglieds innerhalb des Klosters. Sie ist ein Faktor des Friedens und der Harmonie für jede klösterliche Berufung. Deshalb erscheint der Abt im RB wie ein Verwalter gegenüber einer höheren Autorität, der er Rechenschaft ablegen muss (vgl. RB 2,1 sowie RB 64,7-8.20-21). Er ist Verwalter des gesamten Klosters in Bezug auf das materielle und geistliche Leben, mit besonderer Aufmerksamkeit für jede einzelne Person, indem er versucht, sich an jeden anzupassen. Der Abt ist in erster Linie Verwalter der Personen, bevor er die Güter verwaltet. Wenn er die Güter verwaltet, dann nur, weil sie den Menschen in Bezug auf ihren Prozess der Wiedergeburt durch Gott dienen. Es gibt also einen Vorrang der Personen vor den Gütern.

Damit er nicht von seiner spirituellen Mission abweicht, delegiert der Abt seine Macht an den Cellerar und andere Offiziere und arbeitet mit ihnen zusammen. Er ist nicht nur ein Verwalter, sondern auch ein Lehrer des Wortes Gottes, das er zu aktualisieren hat. Darüber hinaus ist er Vater, mit Bezug auf Christus, und hat über seine Mönche zu wachen, indem er sie liebt, wie Gott seine Söhne liebt, und dafür sorgt, dass sie das tägliche Brot haben. Er ist somit letztlich ein Seelsorger, Hirte und Arzt. Er ist dazu berufen, Mitgefühl zu haben und seine Mönche zu pflegen, vor allem diejenigen „mit Pflege zu überschütten“, die in Schwierigkeiten sind. Die Verantwortlichen der Gemeinschaften sollen durchaus manchmal schlaflose Nächte erleben, um ihre Rolle als Vater, als Mutter zu verdienen. Es ist kein Verdienst, der einzig Vollkommene innerhalb einer Gemeinschaft von Straftätern zu sein... Gemeinsam müssen wir das Ziel erreichen (vgl. RB 72)!

Die Spiritualität des Cellerars wird also auch durch das Profil und die Mission des Abtes besser verständlich, indem der Cellerar selbst wie ein Vater handelt und seinen Abt darin nachahmt, indem er Söhne für Gott hervorbringt.

Gemäß den Vorgaben der Regel ist die Identität und Mission des Abtes, die sich auf die Spiritualität des Cellerars auswirkt, die der Verkörperung in Bezug auf Gerechtigkeit und Frieden. Diese Spiritualität will, dass:

– der Cellerar von Gottesfurcht geprägt ist, tugendhaft ist, im Wort Gottes wohnt, um von ihm verklärt zu werden; in ihm Trost und Kraft findet.

– Er soll gehorsam, gefügig und aufmerksam sein (vgl. RB 31,4).

– Er soll barmherzig, mitfühlend und unterscheidungsfähig sein, um die Schwachen zu bevorzugen, weil er davon überzeugt ist, dass die Güter, die dem Menschen zur Verfügung gestellt werden, zuerst den Schwachen zur Verfügung gestellt werden sollten. Es handelt sich also um eine diakonische, dienende Spiritualität.

– Er soll ein Verantwortungsgefühl für Menschen und Güter entwickeln, indem er Freiheit gegenüber den Dingen dieser Welt, aber auch Vertrauen in die Vorsehung besitzt.

– Er soll demütig sein, sich der Zusammenarbeit öffnen, in dem Bewusstsein, dass er ein nutzloser und austauschbarer Diener ist.

– Er soll ehrlich sein und transparent handeln.

Im Grunde sind sowohl der Cellerar als auch der Abt aufgefordert, eine Spiritualität des Kreuzes zu leben. Der Kellermeister ist derjenige, der sich um die zeitlichen Belange für das Heil der Seelen kümmert. Daher sind der Abt und der Cellerar zu einer starken Zusammenarbeit verpflichtet, die von Vertrauen, Glauben, Frieden und Harmonie geprägt ist.

 

 

* Zusammenfassung eines Workshops vom Juli 2021, geleitet von Prior Simon Madeko OSB, Kloster Mambré (DR Kongo).

Zisterziensisches Mönchtum im altäthiopischen Ritus

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Liturgie

Negusse Woldai OCist

Abt von Asmara (Eritrea)

 

Zisterziensisches Mönchtum

im altäthiopischen Ritus

 

Ge'ez ist die klassische abessinische Sprache, die heute nur noch als liturgische Sprache verwendet wird. In unserem Kloster beten wir das Stundengebet in Ge'ez, aber die Schrift- und Vaterunser-Lesungen werden in Eritrea auf Tigrigna und in Äthiopien auf Amharisch gehalten; beide leiten sich von Ge'ez ab.

© AIM.

Von anfang an war es die Absicht der Kirche und unseres Gründers, des ehrwürdigen Abba Fesseha Ghebreamlak, neben der bestehenden orthodoxen Schwesterkirche in Abessinien (Äthiopien und Eritrea) ein katholisches Mönchtum für die einheimischen Katholiken zu errichten.

Auf Initiative und Vermittlung der Kongregation für die Orientalischen Kirchen wurde die Zisterzienserkongregation von Casamari zur Wiege des Projekts, indem sie den späteren Gründer Abba Fesseha Ghebreamlak, der Diözesanpriester war, und andere, die in seine Fußstapfen traten, aufnahm.

Sie wurden nach der Regel Benedikts, den Konstitutionen der Casamari-Kongregation und mit der klaren Absicht ausgebildet, nach ihrer Rückkehr in die Heimat dem altäthiopi-schen Ritus zu folgen und das zisterziensische Klosterleben in Eritrea zu etablieren.

1940 kam die erste Gruppe von Zisterziensern, bestehend aus drei Italienern und vier Eritreern, in der eritreischen Hauptstadt Asmara an, um ihr erstes Kloster in einem Ort namens Beleza, 13 km nördlich der Hauptstadt, zu errichten. Später im Jahr 1948 wurde das Kloster nach Asmara verlegt.

Es war nicht einfach, in den ersten Jahrzehnten zwei Riten, den lateinischen und den alt-äthiopischen, im selben Kloster zu haben, aber sie schafften es, unter der Benediktinerregel zusammenzuarbeiten. Als 1960 der erste eritreische Mönch Abba Thimoteos Tesemma zum Oberen gewählt wurde, wurde in Äthiopien und Eritrea nur noch der altäthiopische Ritus verwendet.

Als gemeinsame zisterziensische Observanz leben wir nach dem Motto: „Ora et labora“.


Liturgisches Leben

verteilt sich auf zwei Wochen. Das bedeutet, dass wir alle zwei Wochen mit Psalm 1 beginnen.

Die klösterliche Stundenliturgie an Wochentagen umfasst :

1. Erste Nokturn: Sie umfasst die jeweiligen Psalmen und Schriftlesungen, gefolgt von einem kurzen Gebet, das Liton genannt wird.

2. Zweite Nokturn: Die jeweiligen Psalmen und die Lesung der Väter, gefolgt von Weddasie Mariam (Lobpreisung der Jungfrau Maria des heiligen Ephrem des Syrers).

3. Laudes: Die jeweiligen Psalmen, gefolgt von Kidan Zalalit (aus dem Testamentum Domini) I und II.

4. Göttliche Liturgie (Heilige Messe).

5. Terz und Sext um 12.30 Uhr.

6. Vesper um 18.15 Uhr täglich (15.30 Uhr an Feiertagen).

7. Das Kapitel und die Komplet um 20.45 Uhr werden mit dem Salve Regina in Ge'ez abgeschlossen.

© AIM.

An Sonn- und Feiertagen folgt unsere Psalmodie dem Ritus der Kathedralkirchen nach altäthiopischer Liturgie. Wie üblich wird am Vorabend die Vesper gesungen und am frühen Morgen beginnt die Vigil mit dem Hahnenschrei, d.h. 3 oder 4 Uhr, bis zur Göttlichen Liturgie oder Heiligen Messe.

Die gewöhnlichen Sonntage haben ihr eigenes Thema und ihren eigenen Namen.

Wir verwenden während des Kathedralgottesdienstes traditionelle Musikinstrumente wie Trommeln, Sistren (Rasseln) und den Stock oder den Stock des unterstützenden Chors, den liturgischen Tanz, der vom Klatschen und Singen der Mütter und Schwestern begleitet wird. Auch hier stimmen die Gläubigen in diese Psalmodie ein.

Wir haben unser traditionelles Lektionar und den liturgischen Kalender (12 Monate zu je 30 Tagen plus 5 oder – im Schaltjahr – 6 zusätzliche Tage). Hier fügen wir einige Heiligenfeste und Gedenktage der römischen Kirche und des Benediktinerordens ein. Nach der Tradition der äthiopisch-eritreischen katholischen Kirche wird die tägliche Göttliche Liturgie entweder leise gefeiert oder gesungen, während sie nach der Tradition der orthodoxen Schwesterkirche immer an Sonn- und Feiertagen sowie bei besonderen Anlässen gesungen wird, wie z. B. bei Hochzeiten, Beerdigungsgottesdiensten oder Messen für Verstorbene, Säuglingstaufen, den Sakramenten der Firmung und der Kommunion (d. h. die Sakramente der Initiation), die gleichzeitig gespendet werden, usw. Die Göttliche Liturgie wird auch in der orthodoxen Schwesterkirche gesungen, und zwar an allen Sonn- und Feiertagen.

Das Fasten wird an fast 200 Tagen im Jahr streng eingehalten. In der Tradition der orthodoxen Kirche wird an Fastentagen die Göttliche Liturgie ab Mittag gefeiert, während wir sie am Vormittag zelebrieren.


© AIM.

Viktor Josef Dammertz (1929-2020)

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Zeugen für das Monastische Leben

Cyrill Schäfer OSB

Erzabtei St. Ottilien

 

Viktor Josef Dammertz (1929-2020)

Erzabt, Abtprimas, Bischof, Mönch

 


Der spätere Augsburger Bischof wurde als Josef Dammertz am 8. Juni 1929 in Schaephuysen am Niederrhein geboren, etwa 20 km von der holländischen Grenze entfernt. Die mütterliche Familie stammte aus den Niederlanden. Der Vater Wilhelm Dammertz wuchs auf einem Schaephuysener Bauernhof auf, bis er nach der Heirat mit Engelina Schepens ein Lebensmittelgeschäft übernahm, das sein schon verstorbener Schwiegervater aufgebaut hatte. Die beiden Kinder, Josef und die knapp eineinhalb Jahre jüngere Schwester Marga, wechselten nach der Volksschulzeit in Schaephuysen an die Höhere Schule, zunächst ans Fiechte-Gymnasium in Krefeld, später kriegsbedingt an das Adolfinum nach Moers. Dort engagierte sich Josef Dammertz beim katholischen Jugendbund Neudeutschland, der die akademische Jugend in seinem Programm der „neuen Lebensgestaltung in Christus“ zu sammeln versuchte. Dieses Programm schloss und schließt ein hohes Maß gesellschaftlicher Verantwortungsbereitschaft ein. Viele Führungskräfte in Politik und Kirche sind durch die Schule des „Bundes Neudeutschland“ bzw. dem Frauenbund des „Heliand“ gegangen.

Kurz vor dem Abitur eröffnete der junge Mann Eltern und Freunden seinen Wunsch, Priester zu werden. Aus der Rückschau schildert Bischof Viktor die Grundhaltung des 19jährigen Abiturienten mit den Worten: „Was war mir damals lebenswert? Es war vor allem der Glaube an Gott, es war Begeisterung für Christus, die Leidenschaft für ihn!“ So folgte zum Sommersemester 1950 der Eintritt in das Theologenkonvikt Collegium Borromaeum der Diözese Münster. Mit Erlaubnis des Bischofs Michael Keller setzte Josef Dammertz seine Studien in Innsbruck fort, wo er im Jesuitenkolleg Canisianum wohnte. An der Universität konnte er bekannte Professoren wie Andreas Jungmann und Hugo und Karl Rahner hören. Von Innsbruck aus machte er im dritten Studienjahr Bekanntschaft mit dem oberbayerischen Missionskloster St. Ottilien und fühlte sich vom dortigen weltkirchlichen Geist und dem Ordensleben angezogen. Nach dem 7. Semester seines Theologiestudiums trat Josef Dammertz daher am 12. September 1953 in St. Ottilien ein, wo ihm Erzabt Chrysostomus Schmid einen heimatlichen Heiligen, den frühchristlichen Märtyrer Viktor von Xanten, als Namenspatron verlieh. Der ersten Profess am 16. September 1954 folgte die Fortsetzung des theologischen Studiums an der Benediktinerhochschule Sant’Anselmo (Rom). Nach Abschluss der römischen Studien mit dem Lizentiat empfing Fr. Viktor 1957 die Priesterweihe. Sein Primizspruch drückt deutlich sein Bild eines dienenden Priestertums aus: „Priester Jesu Christi im Dienste der Menschen“.

Im Kloster wurde er zunächst in kleineren Funktionen wie Archivar, Zelator und Klerikerpräfekt eingesetzt. Nachdem P. Suso Brechter (1910-1975), der bisherige Münchner Ordinarius für Missionswissenschaft 1957 zum Erzabt gewählt worden war, bestellte er den jungen Kleriker zu sich und trug ihm das Studium des Kirchenrechts auf, da er einen Sekretär mit kirchenrechtlichen Kenntnissen benötigte. So begann Pater Viktor noch im selben Jahr mit einem Promotionsstudium am Kanonistischen Institut in München, wo er von bekannten Kirchenjuristen wie Audomar Scheuermann, Klaus Mörsdorf und Karl Weinzierl unterrichtet wurde. Im Februar 1962 promovierte er dann summa cum laude mit einer Arbeit über das „Verfassungsrecht der benediktinischen Mönchskongregationen in Geschichte und Gegenwart“. Im Grunde hätte sich mit dieser Dissertation und bei seinen intellektuellen Fähigkeiten auch eine akademische Karriere angeboten, die aber offensichtlich nie ernsthaft erwogen wurde.

Angesichts der umfangreichen rechtlichen Neuordnungen, welche das Ordensrecht im Gefolge des Zweiten Vatikanischen Konzils zu durchlaufen hatte, war das Vorhandensein eines Sachkundigen gerade im monastischen Verfassungsrecht ein providentieller Glücksfall für die Missionsbenediktiner bzw. eine klug geplante Personalentscheidung des Erzabts. Bereits das Sechste Ottilianer Generalkapitel von 1960 berief Pater Viktor zum Kongregationssekretär und zugleich ernannte Erzabt Suso ihn zu seinem persönlichen Sekretär. Als Abtssekretär erlebte P. Viktor hautnah die Probleme einer Klostergemeinschaft in den nachkonziliaren Umbrüchen inmitten beschleunigter gesellschaftlich-kultureller Säkularisierungsprozesse. Als kirchenrechtlicher Fachmann der Kongregation war P. Viktor maßgeblich an der 1970 verabschiedeten Überarbeitung der Konstitutionen der Missionsbenediktiner beteiligt. Seine beratende Mitarbeit wurde auch von anderen benediktinischen und nicht-benediktinischen Kongregationen geschätzt. So wirkte er unter anderem mehr oder weniger intensiv bei den nachkonziliaren Eigenrechten der Benediktinerkongregation von Beuron, der Benediktinerinnen der Anbetung, der Benediktinerinnen von St. Alban, der Benediktinerinnen von St. Lioba, der Missionsschwestern vom Kostbaren Blut und der Ursberger Franziskanerinnen mit.

Wegen einer schweren Krebserkrankung musste der erst 65-jährige Erzabt Suso Anfang 1975 sein Amt niederlegen. Als P. Viktor am 8. Januar 1975 zum Nachfolger gewählt wurde, war das keine besondere Überraschung, da er einen guten mitbrüderlichen Umgang pflegte und aufgrund seiner vielseitigen Kompetenz bereits viele Fäden bei ihm zusammenliefen. Mit der Übernahme des Abtsamtes trat Erzabt Viktor in ein großes Netzwerk von Amtspflichten und vor allem Erwartungen ein. Dazu zählten Einsätze in der Diözese Augsburg bei Festgottesdiensten, Firmungen und Veranstaltungen aller Art, im Kloster selbst mit seinen vielen Nebenschauplätzen wie Schule, Pfarreien, fünf abhängigen Häusern, Betrieben und Werkstätten, und natürlich bei den Klöstern der Kongregation, die besonders in den jungen Kirchen Orientierungshilfen vom Kongregationsleiter erwarteten. Auch wenn die Amtszeit von Erzabt Viktor nur zwei Jahre und acht Monate dauern sollte, konnte er manches dazu beitragen, der Kongregation in den Wirren der Nachkonzilszeit Stabilität zu verleihen. In seinem eigenen Kloster konnte er insbesondere die Eingliederung des Gymnasiums in das Schulwerk der Diözese Augsburg in die Wege leiten, welche das Weiterbestehen der Schule sicherte.

Im September 1977 nahm Erzabt Viktor am Äbtekongress der Benediktinerkonföderation in Rom teil, wo er bereits seit Jahren als Sekretär der kanonistischen Kommission tätig war und maßgeblich bei der Neufassung des Eigenrechts beteiligt gewesen war. Bei dem Kongress ging es neben der Frage um die Zukunft des Kollegs Sant’Anselmo auch um das neue Ordensrecht der Benediktiner. Zu diesem Thema hielt Erzabt Viktor als Kanonist ein engagiertes und wegweisendes Referat. Kurz darauf, am 20. September, teilte Abtprimas Rembert Weakland den versammelten Äbten überraschend mit, dass er zum Erzbischof von Milwaukee ernannt worden sei und daher mit sofortiger Wirkung aus seinem Amt als Abtprimas ausgeschieden sei. Es wurden sofortige Neuwahlen für einen Nachfolger anberaumt. Schon am 22. September konzentrierten sich die Stimmen der Äbte auf den Erzabt von St. Ottilien, der nicht nur einem der größten Klöster des Benediktinerordens vorstand, sondern auch die dringend benötigte Kompetenz im Ordensrecht mitbrachte. Die Gemeinschaft von St. Ottilien wurde durch Abt Bonifaz Vogel aus Münsterschwarzach über die in Rom laufenden Vorgänge informiert. Doch als Prior Paulus Hörger im Namen der Gemeinschaft ein Fax mit den Worten schickte „Unter keinen Umständen annehmen“, hatte der Erzabt das Votum des Äbtekongresses schon akzeptiert und schied damit aus seinem Amt als Ottilianer Kloster- und Kongregationsleiter aus. Doch nahm der neu gewählte Abtprimas noch am unmittelbar anschließenden Generalkapitel der Missionsbenediktiner teil und half dem ebenfalls unvermutet gewählten Nachfolger als Erzabt Notker Wolf beim Einstieg in das neue Amt.

In den folgenden Jahren gelang Abtprimas Viktor eine gewisse Beruhigung der aufgewühlten Verhältnisse im Benediktinerkolleg. Eine kluge Personalwahl half ihm dabei, da ihm mit Rektor Magnus Löhrer (1928-1999) und Prior Gerhard Békés (1915-1999) hochqualifizierte Mitarbeiter zur Seite standen. Trotz sinkender Studentenzahlen aus dem Orden erfuhr die Ordenshochschule eine wissenschaftliche Blütezeit dank einer ganzen Reihe hochqualifizierter Professoren, die unter anderem das nachkonziliare Standardwerk „Mysterium Salutis“ (1965-1976) erarbeiteten.

Erstes englischsprachiges panafrikanisches Treffen im Großen Seminar von Harare (Simbabwe) im Jahr 1991. © AIM.

In der Folge konnte Abtprimas Viktor bei den notwendigen Neufassungen der Kongregationskonstitutionen vielfache Geburtshilfe leisten, wirkte bei der Neufassung des Ordensrechts mit und war Mitglied der Kommission für die authentische Interpretation des Kirchenrechts. In den 14 Jahren, welche Abtprimas Viktor die Benediktinerkonföderation bei zweimaliger Wiederwahl leitete, besuchte er auf zahllosen Reisen über 750 Frauen- und Männerkonvente auf der ganzen Welt. Zu den Höhepunkten seiner Amtszeit zählte die Ausrichtung des großen Benediktusjubiläum im Jahr 1980, in dem der 1500ste Geburtstag des Ordensvaters begangen wurde. In seinem Amtssitz Sant’Anselmo ist die Bibliothek in der ehemaligen Krypta der Abteikirche die wichtigste bauliche Hinterlassenschaft seines Wirkens.

Sein Amtsverständnis drückte er in einem Interview aus dem Jahr 1992 so aus, dass der Abtprimas in den benediktinischen Klöstern das Bewusstsein fördern solle, dass sie alle zu einer „großen, weltumspannenden Gemeinschaft“ gehörten. Gegenüber den zentrifugalen Kräften im Orden versuche der Abtprimas die Einheit zu fördern, ohne deswegen die legitime und lebenswichtige Vielfalt der Klöster zu beschneiden. Zu seinem vermittelnden Dienst gehörten auch Brückenschläge zwischen Schwestern und Nonnen im Orden, die im damaligen Selbstverständnis durch Welten getrennt waren. Der Abtprimas warb um gegenseitige Anerkennung legitimer benediktinischer Optionen, indem er Nonnen und Schwestern mit Maria und Martha verglich. Gleichzeitig ermahnte er die Schwestern, im nachkonziliaren Erneuerungsprozess nicht allzu sehr ihre monastischen Traditionen abzustreifen. Er regte an, dass die getrennten Sekretariate für Benediktinernonnen und -schwestern zusammengelegt wurden, was ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur heutigen „Communio Internationalis Benedictinarum“ wurde.

In der Öffentlichkeit vermittelte er ein Ordensbild, das neben konziliaren Forderungen nach Rückkehr zum kontemplativen Charisma auch um Verständnis für geschichtlich gewachsene Einsätze des Ordens in Pfarreien, Schulen oder Mission warb. Die damit betrauten Ordensleute sollten sich jedoch fragen, „wie es möglich ist, dabei die besonderen benediktinischen Werte zu vermitteln.“

Nach zweimaliger Wiederwahl wollte sich Abtprimas Viktor beim Äbtekongress von 1992 erneut zur Verfügung stellen. Doch als sich heftiger Widerstand vor allem bei den italienischen Äbten regte, verzichtete er auf eine weitere Kandidatur und der Abt von Collegeville, Jerome Theisen (1930–1995), wurde zum Nachfolger gewählt. Nach dem Auslaufen seiner Amtszeit am 20. September 1992 hatte Dammertz eigentlich einen ruhigeren Lebensabend in seinem Kloster geplant, wobei allerdings auch eine Berufung an die vatikanische Kongregation für Ordensleute im Gespräch war. Mitten in privaten Exerzitien vor Weihnachten 1992 rief ihn jedoch der Apostolische Nuntius an und teilte ihm mit, Papst Johannes Paul II. habe ihn zum 78. Bischof von Augsburg ernannt. Diese Entscheidung mag als Anerkennung für die Amtsführung als Abtprimas gedacht sein, war aber vermutlich auch durch den Umstand beeinflusst, dass die Heimatabtei St. Ottilien in der großen Diözese Augsburg (1,5 Millionen Katholiken) angesiedelt ist. Ein Gewinn für die Diözese war sicher auch der weltkirchliche Horizont des neuen Bischofs, der seit seiner Zeit als Erzabtsekretär jedes Jahr weite Reisen, vor allem in die jungen Kirchen, unternommen hatte, und so einen globalen Blick gewonnen hatte.


Begegnung von Abtprimas Viktor Dammertz mit Papst Johannes Paul II.

Vor allem werden bei der Ernennung die diplomatischen Fähigkeiten des früheren Abtprimas eine Rolle gespielt haben, da die Leitung der Diözese Augsburg besonderes Fingerspitzengefühl verlangte. Der Amtsvorgänger Bischof Josef Stimpfle (1916–1996) hatte als unermüdlicher und beliebter Bischof über 30 Jahre hinweg das Bistum Augsburg im Sinne des Zweiten Vatikanischen Konzils zu erneuern versucht. In seinen späteren Amtsjahren näherte er sich zunehmend den konservativen und traditionalistischen Kräften im weiten kirchlichen Spektrum an und die Diözese Augsburg wurde zum Sammelbecken vieler Gruppen, die in anderen Bistümern vielfach keine Zulassung erhielten. Die daraus resultierenden Richtungskämpfe führten zu Spaltungen in Familien und Pfarreien bis hin zur Theologischen Fakultät von Augsburg, die unter sich heftig zerstritten war.

Die Bischofsweihe im Hohen Dom zu Augsburg am 30. Januar 1993 nahm Kardinal Friedrich Wetter von München als Vorsitzender der Freisinger Bischofskonferenz vor, mit dem Bischof Viktor Josef eine persönliche Freundschaft verbinden sollte. Mit Amtsantritt fügte Viktor Dammertz dem Ordensnamen noch seinen Taufnamen an, um so auf die doppelte Rückbindung an die christliche Existenz aus der Taufe und deren Konkretisierung in der Ordensbindung hinzuweisen. Das Bischofsmotto „Für euch – Mit euch“ ist einem Wort des Bischofs Augustinus entnommen: „Für euch bin ich Bischof, mit euch bin ich Christ“. Wie im Weihebild mit einem ausführlichen Augustinuszitat erläutert wird, liegt im Amt die Gefahr und im gemeinsamen Christsein die Gnade.



In einem ersten Interview des neuen Bischofs wurde er leicht provozierend gefragt, ob die geschlossene klösterliche Welt eine brauchbare Vorbereitung für die weitgestreuten Pflichten eines Bischofs seien. Bischof Viktor Josef räumte ein, dass der klösterliche Lebensraum natürlich sehr verschieden von der diözesanen Seelsorge sei. Sie bringe aber auch Erfahrungsvorteile. Dazu zählte der Bischof die Bedeutung spiritueller Vertiefung für die Zukunft der Kirche und die Wertschätzung von Vielfalt in der Einheit, denn das verlange gegenseitige Annahme und Dialog. Am Schluss seiner Amtszeit unterstrich Bischof Viktor diese Vorteile sogar noch massiver:

„Das Klosterleben nach der Regel des heiligen Benedikt hat mich tief geprägt, und die Werte und Grundhaltungen, die mir da vermittelt wurden, kamen mir auch als Bischof zugute. Das Bild, das Benedikt vom Abt zeichnet, lässt sich leicht auf den Bischof abwandeln. Das Bemühen um ein ausgewogenes Verhältnis von ora et labora, von Gebet und Arbeit, ist auch für den Bischof eine ständige Herausforderung (…) Die Tugend des weisen Maßhaltens – Benedikt nennt sie discretio und hält sie für die Mutter aller Tugenden (RB 64,19) – hält den Bischof davor zurück, die Lösung von Problemen in extremen Positionen zu suchen.“

In seinem Amtssitz, dem Bischofspalais gegenüber dem Augsburger Dom, richtete Bischof Viktor eine kleine Hausgemeinschaft ein mit seinem Sekretär Dr. Christian Hartl, der Schwester Marga und zwei Franziskanerinnen von Maria Stern, mit denen er das Tagzeitengebet und die Eucharistie beging. Er selbst beschrieb die Wohnverhältnisse als „kleinen Konvent“ und empfand es als wohltuend, etwas klösterliches Gemeinschaftsleben im Bischofsamt weiterzuführen. In der Öffentlichkeit trat Bischof Viktor Josef bewusst als Ordensmann auf, indem er bei öffentlichen Anlässen regelmäßig den Benediktinerhabit trug. Er erläuterte dann gelegentlich, dass Habit von „habitare“ komme und das Ordensgewand, in dem er „wohne“, seine geistliche Heimat ausdrücke. Bei Pfarrvisitationen verschenkte er gerne sein Büchlein „Suche den Frieden“, das eine Art Kurzfassung der Benediktsregel mit prägnanten Zitaten enthält. Er sagte dabei, dass die Pfarrangehörigen darin nachlesen sollten, wenn sie mehr über ihren Bischof erfahren wollten.

In den folgenden Jahren geschah behutsam eine Vielzahl von kleinen Kurskorrekturen, so dass die Süddeutsche Zeitung den Bischof am Ende seiner Amtszeit als „sanften Aufräumer“ titulierte. Es gab einige Personalveränderungen und auch eine Reihe Verbote, aber meist nicht unfreundlich im Stil und behutsam in den Formulierungen. Die meisten Probleme wurden nicht über Dekret gelöst, sondern durch Dialogprozesse oder auch ruhige Gespräche mit dem Bischof bei Kaffee und Kuchen. Als Ziel hatte der Bischof dabei jeweils die kirchliche Wiedereinbindung unter gleichzeitiger Wiederherstellung geordneter Verhältnisse vor Augen.

Unter den prägenden Ereignissen der Amtszeit seien einige herausgegriffen, die Bischof Viktor Josef selbst ein besonderes Anliegen waren. Dazu gehörten die Unterzeichnung der „Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre“ am 31. Oktober 1999 in Augsburg, der Große Glaubenstag zum Heiligen Jahr 2000 im Augsburger Rosenaustadion und die Heiligsprechung der Crescentia von Kaufbeuren in Rom am 25. November 2001 und ganz am Schluss seiner Amtszeit das von ihm im Dezember 2003 verkündete „Jahr der Berufung“, worin zwar auch um kirchlichen Nachwuchs gebetet werden sollte, aber vor allem jeder Lebensweg als Berufung und Geschenk entdeckt werden sollte. Wie so ganz unterschiedlichen Ereignisse zeigen, konnte und wollte Bischof Viktor auf verschiedenen Registern spielen, die ebenso die Volksfrömmigkeit wie theologisch-weltkirchliche Neuaufbrüche umfassten. Zu den sehr persönlichen Entscheidungen des Bischofs zählte die Gründung des Hilfsfonds und der Aktion „Pro Vita“ für junge Mütter im Jahr 1999, nachdem Papst Johannes Paul II. im Januar 1998 den deutschen Bischöfen den Ausstieg aus der staatlichen Schwangerschaftskonfliktberatung auferlegt hatte.

Innerhalb der deutschen Bischofskonferenz war Bischof Viktor Josef seit 1993 Mitglied und seit 1994 Vorsitzender der Kommission „Geistliche Berufe und kirchliche Dienste“, deren Leitung ihn viel Kraft kostete, sowie von 1993 bis 2004 Mitglied der Kommission „Weltkirche“. Auf der Ebene der Weltkirche war er seit Mai 1994 Mitglied der „Kongregation für die Institute des geweihten Lebens und für die Gesellschaften des apostolischen Lebens“, wurde 1996 erneut in den „Päpstlichen Rat für die Interpretation von Gesetzestexten“ und 1999 in die „Kongregation für die Institute des geweihten Lebens und für die Gesellschaften des apostolischen Lebens“ berufen.

An seinem 75. Geburtstag, dem 8. Juni 2004, nahm Papst Johannes Paul II. das Emeritierungsgesuch des Augsburger Bischofs an und der Altbischof konnte sich an einen Ort zurückziehen, der ihm von vielen Urlauben her ein vertrauter Ruheort geworden war: das Benediktinerinnenkloster und Kinderdorf St. Alban, wo er den Schwestern als Hausspiritual diente. Von seiner Wohnung im Obergeschoss einer Villa in gründerzeitlichem Stil genoss er einen schönen Blick über den Ammersee auf das gegenüberliegende Kloster Andechs und verfügte über eine ausgezeichnete Handbibliothek, die einen Großteil der Wohnung in Beschlag nahm. In feiner Ironie nannte er seinen Alterssitz „mein persönliches Castel Gandolfo“.

Mit in den Ruhestand nach St. Alban begleitete ihn seine Schwester Marga, die ihm schon in seiner Bischofszeit zur Seite gestanden war. Viele Freunde und Weggefährten besuchten ihn an diesem Ort, bis im Januar 2015 eine zunehmende Altersschwäche den Umzug in die Infirmerie von St. Ottilien nahelegte. Dort konnte man ihn regelmäßig im großen Aufenthaltsraum antreffen, wo er einen neben ihm liegenden Stapel von Büchern und Zeitschriften durchging. Als die Bischofsweihe seines Nachfolgers Bertram Meier im April 2020 anstand, wollte er in hohem Pflichtbewusstsein, aber auch in Verkennung der eigenen Gebrechlichkeit noch zur Feier nach Augsburg fahren. Ein plötzlicher Kräfteverfall machte dieses Vorhaben zunichte und nach einigen Tagen zunehmender Schwäche nahm er bei klarem Bewusstsein Abschied. Die Beerdigung im Hohen Dom zu Augsburg wurde von Kardinal Reinhard Marx geleitet, während sein Nachfolger Bertram Meier die Predigt hielt. Die letzte Ruhestätte fand der Verstorbene in der Domkrypta.


Drei Abtprimase: Gregory Polan, Notker Wolf und Viktor Dammertz.

Die Stiftung „Benedictus“

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Berichte

Die Stiftung „Benedictus“


Jean-Pierre Longeat OSB

Präsident der AIM

 

 

Die „Amis des Monastères à Travers le Monde“ (AMTM) und die „Alliance Inter-Monastères“ (AIM) haben gemeinsam die Benedictus-Stiftung gegründet, die unter der Schirmherrschaft der Stiftung „Caritas France“ steht. Die Benedictus-Stiftung verfolgt einen gemeinnützigen, nicht gewinnorientierten Zweck, der mit dem Zweck der Caritas France übereinstimmt. Ihr Auftrag ist es, moralische und finanzielle Unterstützung zu leisten, um soziale, kulturelle, wirtschaftliche und ökologische Entwicklungsaktivitäten zu fördern, die der Förderung und der Würde benachteiligter Bevölkerungsgruppen dienen, und zwar in Verbindung mit klösterlichen Stiftungen in der ganzen Welt, die nach der Regel des heili-gen Benedikt leben, außerhalb Westeuropas und Nordamerikas. Die neue Stiftung wurde ins Leben gerufen, um so steuerlich absetzbare Spendenquittung ausstellen zu können, Vermächtnisse zu erhalten und um neue Spender und Freunde der Klöster besser zu erreichen.

Diese Treuhandstiftung ergänzt die Arbeit von AIM, die direkt finanzielle Hilfen von den Klöstern, verschiedenen Organisationen und Privatpersonen erhält, um Projekte zu unterstützen, die nicht in den Rahmen der Stiftung „Benedictus“ fallen wie Ausbildung von Ordensleuten, Bau und Renovierung kirchlicher Gebäude, Förderung gewinnbringende Aktivitäten der Klöster usw. Der Freundeskreis der Klöster AMTM wird darüberhinaus seine Sensibilisierungsaktion zur Unterstützung des Lebens der Klöster in Afrika, Asien, Lateinamerika, Ozeanien und Osteuropa fortführen.

 

Weitere Informationen finden Sie unter:

https://www.fondationcaritasfrance.org/fondations/fondation-benedictus/.on

Zur Situation der Benedikterinnenkongregationen

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Berichte


Zur Situation der

Benedikterinnenkongregationen*

 

Franziska Lukas OSB

Äbtissin von Dinklage

 


Im Folgenden möchte ich von den Erfahrungen berichten, die wir auf dem Weg zur „Europäische Benediktinerkongregation der Auferstehung“ machten. Es ist natürlich die Sicht einer Benediktinerin und geht nicht direkt auf die Situation der Trappistinnen, Zisterzienserinnen oder anderer Orden ein.

Die allgemeine Geschichte des päpstlichen Dokuments „Cor Orans“ ist wohl bekannt. Im Jahr 2014 wurde ein Fragebogen der römischen Kongregation für die Institute des geweihten Lebens an alle Frauenklöster verschickt. Viele Klöster erhielten das Schreiben jedoch erst mit großer Verspätung und einige überhaupt nicht. Das galt vor allem für uns Benediktinerinnen. Glücklicherweise waren wir in diesem Jahr zum CIB-Symposium versammelt. Bei diesem Symposium war eine päpstliche Audienz vorgesehen, die dann allerdings vom Vatikan sehr kurzfristig abgesagt wurde. Das schenkte uns die nötige Zeit, über den Fragebogen zu sprechen und uns auszutauschen. Zu unserer Überraschung stellten wir fest, dass wir in unserer Antwort auf die meisten grundlegenden Fragen übereinstimmten/übereinstimmen.

Im Jahr 2016 wurde die Apostolische Konstitution „Vultum Dei Quaerere“ veröffentlicht: Wir können immer noch nicht sagen, ob oder inwieweit die Antworten der kontemplativen Frauenklöster auf den Fragebogen in diesem Dokument berücksichtigt wurden.

 Als Folgemaßnahme wurde 2018 die Instruktion „Cor Orans“ veröffentlicht, in der die neuen Normen dargelegt werden, die wir im Gehorsam übernehmen sollen. Doch einige der Normen erhöhten die Verantwortung der Frauenklöster und andere sind mit unserem heutigen Leben nicht vereinbar.


Logo der neuen „Europäischen Benediktinerkongregation von der Auferstehung".

„Cor Orans“ wurde dann zum Katalysator für drei Bewegungen:

1. Zusammenarbeit und Kommunikation auf verschiedenen Ebenen, insbesondere im Hinblick auf die allgemein empfundene Irritation über die Länge der vorgeschriebenen Ausbildungszeit.

2. Kontakte mit der Kongregation für das geweihte Leben auf internationaler, europäischer und nationaler – in unserem Fall deutscher – Ebene

3. Auslösung von Entwicklungen und Verschiebungen in den Schwesterngemeinschaften und bei den kontemplativen Frauenklöstern, zum Beispiel:

– In Spanien, wo die Frauengemeinschaften bereits dabei waren, eine monastische Kongregation zu bilden, um die vier bestehenden Föderationen zu ersetzen, und auf den Philippinen, wo die drei Gemeinschaften der moniales begonnen haben, eine monastische Kongregation zu bilden, und unter den Klöstern der neuen Europäischen Kongregation. Die Konstitutionen für alle diese neuen Kongregationen sind inzwischen genehmigt worden.

– Für einzelne Klöster, die beschlossen haben, sich einer bereits bestehenden Föderation oder Kongregation anzuschließen.

– bei bestehenden Föderationen, welche Anpassungen ihrer Normen vornehmen – in einigen Fällen erwägen sie, Dispensen zu beantragen (z.B. von der verlängerten Ausbildungszeit).

Diese wenigen Hinweise sollten in Bezug auf die allgemeinen Entwicklungen an dieser Stelle genügen. Was die neue europäische benediktinische Kongregation der Auferstehung betrifft, so möchte ich sie aus zwei Perspektiven beschreiben:

A. Der Prozess, den unsere Gemeinschaft in Dinklage durchlaufen hat: Jedes Kloster unserer Kongregation musste seine eigene Version des Prozesses durchlaufen und musste entscheiden, wie sie ihre Zukunft durch Cor Orans beeinflussen wollten. Für uns in Dinklage gab es verschiedene Gründe, die uns dazu veranlassten, eine neue klösterliche Kongregation zu gründen, wie wir es getan haben. Uns erschien es zu eng, etwas Neues „nur“ in Deutschland aufzubauen, weil wir bereits verschiedene Nationalitäten in der eigenen Gemeinschaft haben, aber eine wirklich internationale Kongregation zu bauen, erschien uns zu wiederum als zu weit gespannt. Zweitens sehen wir eine monastische Kongregation von „Frauen“ als ein Zeichen, das von uns in diesem Moment in der Kirche abverlangt wird, wo Rom uns die Kompetenz gegeben hat, genau dies zu tun.

B. Der Entwicklungsprozess der Gemeinschaften, die sich zu der neu errichteten Kongregation zusammengeschlossen haben: Die Initiative ging von zwei Klöstern in Belgien aus: Sie fragten bei anderen Klöstern an, ob sie an einer gemeinsamen Kongregation interessiert seien. Diejenigen, die sich meldeten, griffen dafür auf bestehende Netzwerke der Frauenklöster zurück, die in den letzten Jahrzehnten bereits gewachsen waren wie UBB, ADSUM oder CIB. Das Ziel war von Anfang an:

– Eine klösterliche Kongregation zu entwickeln, nicht eine Föderation. Wir waren uns alle einig, dass dies der bevorzugte Weg war, weil wir rechtlich unabhängig vom jeweiligen Ortsbischof sein wollten.

– Wir tun dies, weil wir denken, dass es gut für uns ist, nicht weil Rom es verlangt hat (auch wenn Rom letztlich den Anstoß dazu gegeben hat). Unsere Erfahrung: Wir haben sofort festgestellt, dass es Energie freisetzt, wenn wir dieses Risiko eingehen und uns auf dieses Abenteuer einlassen. Wir sehen Vorteile darin, auf diese Weise eine neue und größere Gemeinschaft aufzubauen.

– Vielfalt bewahren: Das war und ist für uns alle ein wichtiger Punkt, denn jede der Gemeinschaften hat eine so unterschiedliche Geschichte, Lebensweise, Tradition und Kultur.

– Die Idee, in einem gemeinsamen „Europa“ zu leben, wird von allen beteiligten Gemeinschaften geteilt.

Was die Ausarbeitung der Verfassungen betrifft, wurden folgende Schritte unternommen:

– Beim ersten Treffen im Oktober 2018 haben wir beschlossen, eine juristische Kommission mit 4 Oberen und Sr. Scholastika Häring, Dinklage als Koordinatorin einzusetzen.

– Diese Kommission erstellte verschiedene Entwürfe, die Schritt für Schritt vorangetrieben wurden.

– Wir haben jeden dieser Entwürfe in der Konferenz der Oberen diskutiert. Jeder Entwurf, der von der Kommission kam, wurde an die Oberen geschickt, die ihn diskutierten und anpassten.

– Danach ging der Text an jede der Gemeinschaften.

– Jedes Mal brachten wir (die Oberen) die Fragen und Kommentare mit, die in unseren Gemeinschaften diskutiert wurden, und trafen dann auf der Grundlage all dessen weitere Entscheidungen in der nächsten Sitzung der Oberen.

– So ging es Schritt für Schritt über mehrere Entwürfe weiter.

– Bevor wir den endgültigen Text vorlegten, baten wir zwei Kanonisten, eine Frau und einen Mann, den gesamten Text auf Englisch/Französisch zu lesen.

– Nachdem wir ihre Kommentare erhalten hatten, diskutierten wir den Text in einer letzten Sitzung der Oberen.

– Der endgültige Text ging an jede der Gemeinschaften, die dann darüber abstimmten.

Was den Inhalt der Konstitutionen betrifft, so ist vielleicht das Folgende von Interesse:

Wir haben eine Präambel verfasst, worin unsere „gemeinsame Identität“ beschrieben wird; darin betonen wir, dass wir unser Leben nach Perfectae Caritatis 9 (monastisch) gestalten.

Wir haben die Konstitutionen nach dem Prinzip verfasst:

– so viel wie nötig, so wenig wie möglich,

– wir weisen auf die Bedeutung der jeweiligen Klosternormen hin (z.B. Amtszeit der Äbtissin, Amtszeit und Zusammensetzung des Seniorats, Visitationszeit).

– wir vermeiden Vereinheitlichungen; diese sind in den Bereichen Liturgie, Habit und Apostolat nicht möglich oder auch nicht erwünscht. Alle leben nach den örtlichen Gegebenheiten und gemäß ihrer Tradition.

Wir haben den Prozess im Oktober 2018 begonnen und im Frühjahr 2020 waren die Konstitutionen fast fertig. Dann kam der Lockdown, so dass wir uns nur per Zoom treffen konnten. Wir haben es aber geschafft, unsere Konstitutionen fertig zu schreiben. Im November 2020 hatten wir ein virtuelles Treffen der Oberen, bei dem wir die Konstitutionen verabschiedeten und sie dann an die Gemeinschaften zur Abstimmung weiterleiteten.

Selbst zu diesem Zeitpunkt war es den Oberen nicht möglich, sich persönlich zu treffen, so dass wir uns virtuell versammelten und den Beschluss fassten, alles für Rom fertig zu stellen und dann zu versenden.

Zusätzlich zu den Konstitutionen selbst mussten wir das Protokoll des Kapitels über die Abstimmung über den Beitritt zur Kongregation, das Protokoll des Kapitels über die Abstimmung über die Konstitutionen, das Dekret jedes Klosters über seine Errichtung und eine kurze Beschreibung jedes Klosters schicken. Einer der Oberinnen wurde bevollmächtigt, im Namen von uns allen zu sprechen.

Nachdem wir einige Monate gewartet hatten, wurde uns ein Wunder zuteil: Die Errichtung der Kongregation und die Genehmigung der Konstitutionen für 5 Jahre ad experimentum.

Das ist also die aktuelle Situation! Im November 2021 bereiten wir das Generalkapitel vor, das im Februar in unserer Gemeinschaft in Schweden stattfinden wird. Dort werden wir eine Präsidentin, den Rat usw. wählen und natürlich werden wir feiern, dass wir es bis zu diesem Punkt geschafft haben!

Folgende Gemeinschaften gehören zur neuen „Europäischen Kongregation von der Auferstehung“:

• Alexanderdorf, Deutschland

• Dinklage, Deutschland

• Egmond, Niederlande

• Hurtebise, Belgien

• Kaunas, Litauen

• Lüttich, Belgien

• Montserrat, Spanien

• Oosterhout, Niederlande

• Simiane-Collongue, Frankreich

• Steinfeld/Bonn, Deutschland

• Vadstena, Schweden


  • Überarbeiteter Vortrag von der Präsidessynode im September 2021 in der Abtei Dinklage.

Zur Entwicklung des Benediktinerordens seit 1880

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Berichte

Thomas Piazza & Geraldo González y Lima OSB

Informatiker Cellerar von S. Anselmo/Rom


Zur Entwicklung

des Benediktinerordens

seit 1880*

 

Eine Gesamtschau des Benediktinerordens anhand der verschiedenen Personalkataloge dokumentiert die großen Trends der letzten 140 Jahre der benediktinischen Geschichte. Es scheint vier große Perioden gegeben zu haben:

1880-1935: Nach der Erneuerung und Wiederherstellung des klösterlichen Lebens in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stieg die Zahl der Mönche und Klöster bis zum Zweiten Weltkrieg rapide an. Obwohl sich der Anstieg während des Ersten Weltkriegs verlangsamte, setzte sich der Haupttrend des schnellen Wachstums bis 1935 fort.

1950-1965: Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte sich das Wachstum fort, wenn auch langsamer, bis die Mitgliederzahl in den 1960er Jahren einen Höchststand erreichte.

1965-1980: Die Jahrzehnte der 1960er und 1970er Jahre stellten eine Zeit der Innovation und Reform sowohl in den Klöstern als auch in der Kirche als Ganzes dar. Diese dynamische Periode, mit insbesondere sehr vielen Gründungen auf außereuropäischen Kontinenten, ging jedoch mit einem starken Austritt vieler Mitglieder einher (ein Rückgang der Gesamtzahl der Mönche um etwa 20 %), der zwischen 1965 und 1980 stattfand. Es wäre sehr interessant, die Altersstruktur in den Klöstern davor und danach analysieren zu können.

1980-2020: Nach 1980 nahm die Gesamtzahl der Mönche weiter ab, wenn auch in einem langsameren Tempo. Die Zahl der Priestermönche ging etwas schneller zurück, da ältere Priester starben und ein kleiner werdender Anteil von Mönchen geweiht wurde. Es scheint, dass wir nun in eine Periode der Schrumpfung und Konsolidierung eintreten. Unser Anliegen ist es jedoch nicht, diese Trends in die Zukunft zu projizieren. Wir wollen lediglich die bisherige Situation aufzeigen.


Treffen der Abtpräsides in Sant’Anselmo im September 2021.

Wir möchten betonen, dass diese Trends für die Benediktinerkonföderation als Ganzes nicht unbedingt das widerspiegeln, was in den einzelnen Gemeinschaften, in jedem Teil der Welt, vor sich geht. Es handelt sich sozusagen nur um eine Vogelperspektive. Wir beabsichtigen, in Zukunft weitere geografische und kongregationsbezogene Analysen durchzuführen, zusätzlich zu zwei dieser bisher veröffentlichten Analysen.

Abschließend möchten wir den Wert der „Catalogi Monasteriorum O.S.B.“ für das Verständnis der Beitrittstendenzen in der Benediktinerkonföderation hervorheben. Wir stehen in großer Dankesschuld gegenüber den ersten Mitgliedern der Konföderation, die die Weitsicht besaßen, diese unschätzbaren Dokumente zusammenzustellen und zu veröffentlichen. Es liegt an uns allen, sie effektiv zu nutzen, um uns zu helfen, die gegenwärtige Situation zu verstehen und die Zukunft zu planen.

 

* Auszug aus einem Vortrag, der bei Präsidessynode 2021 gehalten wurde.

Zur Situation des „Intermonastischen Dialogs“

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Berichte

Zur Situation

des „Intermonastischen Dialogs“ (DIM-MID)

 

William Skudlarek OSB

Collegeville – Sant‛Anselmo/Rom

 


Eine Gesamtschau des Benediktinerordens anhand der verschiedenen Personalkataloge dokumentiert die großen Trends der letzten 140 Jahre der benediktinischen Geschichte. Es scheint vier große Perioden gegeben zu haben:

Die anhaltenden Reise- und Versammlungsbeschränkungen zur Eindämmung der des Coronavirus schränkten die Aktivitäten des DIM im Jahr 2021, die vom Sekretariat gesponserten Aktivitäten und die Aktivitäten auf Ebene der Regionalkommissionen erneut stark ein. Ein laufender Dialog mit schiitischen Muslimen, der auf 2020 verschoben worden war und Anfang des Monats in Wien (Schottenstift) stattfinden sollte, musste erneut verschoben werden. Wir hoffen nun, dass wir uns im Mai 2022 treffen werden.

Die Jahrestagung der Europäischen Kommissionen des DIM sollte im September dieses Jahres in Ligugé stattfinden, wurde aber erneut ausgesetzt. Sie hätte einen Tag mit den Mitgliedern des neuen internationalen Zentrums der Weltgemeinschaft für Christliche Meditation (CMMC) in Bonnevaux beinhaltet, um zu besprechen, wie das DIM und das CMMC bei den Programmen des Zentrums zusammenarbeiten könnten.

Das Generalkapitel der Kongregation von Sankt Ottilien wurde ebenfalls verschoben, es hätte eine Sitzung über den monastischen interreligiösen Dialog beinhaltet.

Die Organisatoren des National Workshop on Christian Unity (USA) luden mich ein, „Theologe in Residence“ und Hauptredner für ihre virtuelle Konferenz zu sein, die im April stattfand. Ich hielt drei Vorträge über den Stellenwert der Gastfreundschaft (Philoxenie, Liebe zum Fremden) im ökumenischen und interreligiösen Dialog.

Als stellvertretender Chefredakteur der Online-Zeitschrift des DIM, Dilatato Corde, investiere ich weiterhin viel Zeit und Mühe in die Übersetzung und Bearbeitung von zur Veröffentlichung eingereichten Dokumenten sowie in die Korrespondenz mit Autoren und externen Prüfern von wissenschaftlichen Artikeln. Neben persönlichen Reflexionen und Berichten über die interreligiösen Aktivitäten von Einzelpersonen und Regionalkommissionen des DIM veröffentlicht Dilatato Corde weiterhin wichtige wissenschaftliche Arbeiten über den interreligiösen Dialog auf der Ebene spiritueller Erfahrung und Praxis. In den beiden Ausgaben von Band 11 (2021) finden sich beispielsweise „De Deus in adiutorium bis Maranatha: Kolonialismus und Reform in John Mains Begegnungen mit dem Hinduismus“ von Nicholas Scrimenti und zwei Studien von Fabrice Blée: „Christlich-buddhistischer Dialog: Prophetische Dimension des monastischen interreligiösen Dialogs“ und „Die Erfahrung Gottes in Panikkars Werk: Epistemologische Elemente für eine zeitgenössische Annäherung an das Göttliche“.

Ich selbst hielt einen Vortrag über die „geselligen“ Dimensionen des monastischen interreligiösen Dialogs bei einem Webinar, das vom Päpstlichen Rat für den Interreligiösen Dialog für die nordund südamerikanischen Mitglieder und Berater des PCID (Pontifical Council for Interreligious Dialogue) veranstaltet wurde. Das Webinar fand am 19. Oktober statt und war Teil der Vorbereitungen des Rates auf die Generalversammlung im nächsten Jahr, die dem Miteinander und dem Dialog gewidmet sein wird.

Ich bin zuversichtlich, dass mein Nachfolger als Generalsekretär des DIM in diesem Jahr 2022 oder Anfang des nächsten Jahres ernannt wird. Ich werde meine fünfte dreijährige Amtszeit am 30. November 2022 beenden, und obwohl meine Gesundheit gut ist und ich weiterhin entschlossen bin, den interreligiösen Dialog unter den Mönchen zu fördern, denke ich, dass jetzt der richtige Zeitpunkt für einen jungen Benediktiner ist, der hochengagiert ist und über gute Kenntnisse zum interreligiösen Dialog verfügt, um die Leitung dieses wichtigen Werkes im Namen der Konföderation zu übernehmen – ein Benediktiner übrigens, der nicht unbedingt Nordamerikaner oder Europäer sein muss.

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