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Nexus Bulletin- juli 2025

  • Isabelle DESARNAUD
  • vor 5 Tagen
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: vor 4 Tagen

Diese Ausgabe von NEXUS wird hoffentlich am 11. Juli ankommen, dem Tag, an dem wir den heiligen Benedikt feiern. Unter uns Benediktinern wird dieser Tag unterschiedlich begangen: schlicht als Festtag unseres Heiligen Vaters, oder als Tag, an dem die Überführung seiner Reliquien von Montecassino nach Fleury gedacht wird, oder – hier in Europa – als sein Fest als Hauptpatron Europas. Ich werde diesen Tag in der Worth Abbey in England verbringen, wo ich zu einem großen Klosterfest eingeladen bin und zudem als Hauptredner für die „Benedict Week“ auftreten werde, eine Veranstaltung der Lay Community of St Benedict, die in Großbritannien die Werte und Spiritualität des Benediktinertums weiterträgt.


Vor zwei Tagen hat mich eine EWTN-Reporterin zur Benediktus-Medaille interviewt. Für die meisten von uns ist die Medaille nicht gerade das wichtigste Element unseres Erbes, aber sie erfreut sich großer Beliebtheit, und Millionen Gläubige tragen sie als Glaubenszeichen und und zum Schutz. Das zeitlose Design, das zum Benediktus-Jubiläum 1880 geschaffen wurde, erklärt einen Teil dieser Popularität. Die „mysteriöse“ Buchstabenfolge – CSSMDNDSMDVRSSMQLIVB – trägt wohl auch zur Faszination bei. Sie ist ja erst einmal ein Rätsel und deutet damit auf etwas Verborgenes und Größeres hin. Wenn man das Rätsel aufgelöst hat, beschwört der archaische Text mit seiner Nennung von Drachen und Gift ein Bild herauf, dass uns in eine Welt voller Abenteuer und Gefahren versetzt, aber auch Heil und Schutz verheißt. Das originelle Gebet entstand im Spätmittelalter, vermutlich in der Abtei Metten, hat aber keinen direkten Bezug zu St. Benedikt selbst. Das macht nichts – eine Tradition, die so groß und weitgespannt wie die unsere ist, kann auch fremde Stränge großzügig aufnehmen. Wir wissen, dass die Suche nach dieser Medaille viele Menschen auf unsere benediktinischen Internetseiten führt.


Vor einigen Tagen bin ich von einer langen Reise durch Italien, Frankreich und die Schweiz zurückgekehrt. Unter dem Arbeitstitel „Tour de France“ besuchte ich zusammen mit meinem Sekretär Pater Patrick 13 Gemeinschaften sowie den Geburtsort des hl. Anselm in Aosta. Hauptziel war es, die direkt dem Abtprimas unterstehenden Klöster kennenzulernen. Ich habe nun fünf von ihnen besucht; nur das Priorat Weston in den USA steht noch aus. Wie alle meine Vorgänger bemühe auch ich mich, ihre Zahl allmählich zu verringern, indem ich diese Gemeinschaften ermutige, sich Kongregationen anzuschließen. Dabei geht es nicht nur darum, meine Arbeit zu erleichtern. Ich bin fest davon überzeugt, dass in diesen herausfordernden Zeiten eine Kongregation ein Maß an Aufsicht, Unterstützung und Solidarität bieten kann, das der Abtprimas allein nicht leisten kann.


Ein weiterer Schwerpunkt meiner Reise waren Klöster, die die ältere Form ihrer Liturgie übernommen haben, also das, was Papst Benedikt XVI. als außerordentliche Form bezeichnete. In unserer Konföderation gibt es etwa zehn solcher Klöster, die meisten davon in Frankreich. Dies ist ein Teil unserer monastischen Welt, mit dem ich zuvor keinen Kontakt hatte. Da es die Aufgabe des Abtprimas ist, unsere gesamte benediktinische Welt zu vertreten, hatte ich das Gefühl, mich mit dieser Realität vertraut machen zu müssen. Es handelte sich jedoch nicht um Visitationen, sondern lediglich um brüderliche Besuche, und leider – wie immer – zu kurz. Vier Dinge fielen mir auf: Erstens herrschte überall eine sehr herzliche und freundliche Gastfreundschaft. Zweitens hatte ich den Eindruck einer sehr ernsthaften monastischen Observanz in all diesen Häusern. Drittens – und entgegen mancher Vermutung – hatte ich das starke Gefühl, dass diese Häuser in Gemeinschaft mit dem Nachfolger Petri und auch mit unserer großen und vielfältigen benediktinischen Familie stehen. Schließlich scheinen sich diese Klöster in einer Phase der Stabilität oder sogar des Wachstums zu befinden: In allen Häusern, die wir besuchten, gab es Novizen und Junioren, und ich hörte von zwei geplanten Neugründungen. Erhellend für mich war auch die Erfahrung der Vielfalt: Fontgombault und seine Tochterklöster weisen Elemente auf, die für die Solemes-Kongregation charakteristisch sind – etwas, das ich vielleicht als „klösterliche Eleganz“ bezeichnen könnte. Le Barroux und La Garde hingegen weisen einige der raueren Merkmale auf, die typisch für die Subiaco-Muard-Tradition sind, aus der sie ursprünglich stammen. Ich lernte einen lebendigen Teil unserer benediktinischen Welt kennen.


Zum Schluss eine persönliche Anmerkung. Ein neues Wappen war nicht gerade oberste Priorität, aber nach etwa neun Monaten ließ ich schließlich einen Entwurf anfertigen, der diesen Notizen beigefügt ist. Auf der linken Seite – die Heraldiker verwirrenderweise als die rechte bezeichnen – wurde das älteste Wappen von Sant’Anselmo aufgegriffen, so wie es schon zu Beginn unseres Hauses durch Abtprimas Hildebrand de Hemptinne geschaffen wurde. Es ist kombiniert mit einem Stern über Wellen. Der Stern spielt auf mein Motto an - „Respice Stellam“ – schau auf den Stern, das wiederum auf eine Predigt des hl. Bernhard über Maria als Stern des Meeres zurückgeht. Der Abt von Cîteaux beschreibt sie als Zuflucht, Trost und Hilfe in großen Nöten. Die silbernen Wellen ergänzen den Meerstern und erinnern zugleich an meine Heimat Bad Wörishofen in Bayern, einen Kurort, der für sein lebendspendendes Wasser bekannt ist.


Auf der Nordhalbkugel ist nun Ferienzeit. Sant’Anselmo ist weitgehend leer. Eine kleine Mannschaft hält das Haus über den Sommer am Laufen. Nicht alle unsere Gemeinschaften kennen Urlaub im engeren Sinn, aber ich hoffe, dass Sie alle ein paar Tage oder Momente der Erholung und Ruhe finden, bis ich Ihnen im kommenden Herbst wieder schreibe.


Abtprimas Jeremias Schröder


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